Fips - der Naturbursche
Fips ist irgendwann im Frühjahr 2011 geboren und ist am 07.01.2012 bei uns eingezogen. Fips kommt gebürtig aus dem Oldenburger Land - also eigentlich ein richtiges Landei. Fips hat sich aber erstaunlich schnell bei unseren Stadtschweinchen eingelebt und sich an den Luxus schnell gewöhnt.
Im Sommer 2011 lief Fips am Katzenhaus der Tierschutzgruppe Wildeshausen durch den Garten, wurde geschnappt und in die Pflegestelle für Kleintiere gebracht. Dort wurde er vom Tierarzt durchgecheckt und kastriert.
Leider hat die Vergesellschaftung in der Männergruppe der Pflegestelle nicht geklappt, da sich Fips für den größten Schweineboss auf Erden hielt und ständig für Stress in der Gruppe sorgte. Daher musste Fips erst einmal alleine wohnen.
Sein Bewerbungsschreiben auf der Homepage der Tierschutzgruppe und die „technischen Daten“ machten ihn zum Gewinner des Sifle-Schweinecastings. So haben wir ihn zwischen Weihnachten und Neujahr für uns reserviert.
„Fips ist ein ganz junger Meerschweinchenbub, inzwischen natürlich kastriert, ausgesprochen neugierig und ein gesprächiger Typ. Welche netten Meerschweinmädels möchten von ihm bewacht werden?"
3 Fips Bewerbungsfotos
Am 07.01.2012 zog Fips dann nach langer Autofahrt bei uns ein. Einen Tag und eine Nacht wurde im Wohnzimmer groß vergesellschaftet und am 08.01.2012 ging es dann rüber ins Schweineheim.
Hier noch ein kleiner Brief, den Fips direkt nach dem Umzug ins Schweineheim an seine alte Pflegestelle geschrieben hat:
Hallo,
ich wollte mich nur einmal kurz melden und sagen, dass es mir soweit ganz gut geht.
Die Autofahrt war viel zu lange, denn der Salat war nach einer halben Stunde schon weggeschmatzt. Und dann bin ich wohin gekommen, wo ALLES anders ist. Alle Gerüche, Geräusche, ja sogar der Boden fühlte sich anders an. Und dann kamen auch noch so dicke Dinger angelaufen, die fast so aussehen wie ich! Die mochte ich erst einmal gar nicht und hab die angeschnauzt. Aber dann habe ich festgestellt, dass es ganz nett ist, mit denen zusammen Paprika oder Gurke oder Heu zu mampfen. Das fanden die dann aber nicht so gut und haben mich immer weggejagt. Die Nacht über habe ich kaum ein Auge zugetan. War das alles gruselig.
Heute Morgen war das alles schon gar nicht mehr so schlimm. Die dicken Tanten sind gar nicht so schlecht. Nur etwas dick. Und alt. Und ungewohnt. Aber das geht schon. Die eine hat mir erst einmal gezeigt, wie man brommselt. Das macht Spaß. Aber anscheinend beeindruckt die Damen das wenig. Das liegt vermutlich daran, dass die viel mehr Gewicht in die Waagschale werfen können und auch viel tiefer brummen können. Aber sonst ist es ganz OK hier.
Eben dachte ich aber, dass es wieder von vorne beginnt und ich wieder wegmuss. Die haben mich geschnappt und wieder wohin gesetzt, wo alles anders riecht, klingt und anfühlt. Aber nicht SO anders wie gestern. Den Holzunterstand kenne ich z.B. noch von gestern. Und die Holzhütte. Und die Korkröhren. Und die dicken Tanten. Sogar das Heu schmeckt hier wie das von gestern. Die haben hier so ganz komische Rampen auf denen man nach oben kommt. Jetzt sitze ich oben und sehe die Damen unten rumlaufen. Irgendwie so ähnlich wie bei Ihnen. Nur ohne Stäbe aus Metall dazwischen. Und wenn ich mich ein bisschen ausgeruht habe, versuche ich mal wieder nach unten zu kommen. Das geht hier nämlich!
Viele Grüße!
Fips
Unsere Sorgen, Fips könnte als ehemaliges Käfighaltungs-Schweinchen vielleicht Probleme mit den Rampen im Schweineheim haben, erwiesen sich schnell als überflüssig. Ca. 90 Sekunden nachdem Fips ins Schweineheim gesetzt wurde, hatte er auch schon die Rampe erklommen und saß auf der oberen Etage.
Auch die Hängematte hat Fips sehr schnell für sich entdeckt. Schon seit seinem zweiten Tag im Schweineheim sehen wir ihn nun regelmäßig dort hängen. Scheinbar sind ihm jedoch solch weiche Untergründe noch nicht geheuer, denn er vollführt in der Hängematte oft wild Bocksprünge und wälzt sich darin wie ein Schwein im Schlamm.
Beim Einzug wog Fips ca. 700 Gramm. Anfangs konnte er mit den Schweinedamen noch gar nichts anfangen. Die duftende Damenwelt hatte Fips (seinen Reaktionen nach zu urteilen) vermutlich vor seinem Einzug bei uns noch gar nicht kennen gelernt. So langsam startet Fips jedoch Annäherungsversuche und ist schon ein paar mal erfolgreich bei den Damen gelandet. Dennoch merkt man ihm an, dass Fips noch nicht alles weiß, was ein richtiger Schweinebock wissen muss. Wie man eine Gruppe führt und zusammenhält, wie man Streit schlichtet und für Ruhe sorgt, wie man dafür sorgt, dass man von der Damenwelt bestaunt und bewundert wird. Aber wir haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben.
Denn abgesehen von seiner fehlenden Erfahrung ist Fips ein aufgewecktes Kerlchen.
Fips hat für ein Meerschweinchen erstaunlich wenig Angst. Im Gegensatz zum typischen Meerschweinchenverhalten läuft Fips nicht erschreckt davon, wenn jemand im Sichtfeld auftaucht – ganz im Gegenteil! Fips ist sehr menschenbezogen und kommt sofort angelaufen, wenn er jemanden in seiner Nähe entdeckt. Vermutlich hängt dies auch irgendwie mit seiner Gier nach Erbsenflocken zusammen… Aber es fällt tatsächlich auf, dass Fips regelrecht von sich aus Kontakt mit Menschen aufnimmt. Wenn man in der entgegengesetzten Ecke vom Zimmer längere Zeit am PC sitzt und schreibt, wird man normalerweise von den Öttis irgendwann gar nicht mehr beachtet. Alle wuseln im Gehege herum und gehen ihren Schweinedingen nach. Fips fordert dagegen regelrecht Aufmerksamkeit, wenn ihm danach ist. Wenn sonst nichts los ist, stellt er sich einfach an der Plexiglasscheibe auf und rappelt daran herum. Wenn man darauf nicht reagiert, springt er mit einem Satz auf das Kiosk-Häuschen und wieder herunter, wieder herauf, streckt seine Nase gefährlich weit über die Plexiglaskante… Und irgendwann, wenn uns das zu gefährlich wird, hat Fips dann schließlich doch Erfolg, wenn jemand zu ihm hingeht und sich mit ihm beschäftigt.
Typisch Fips:
- Mr. Unruh
- übertreibt alles ein bisschen
- ein kleines und ein getarntes Auge
- saß am 3. Tag plötzlich in der Küche
- hat ein Barcode-Ohr und ein Ohr wie eine verschimmelte Fleischwurst
- hatte das Phantom der Oper als Opa
- Aufmerksamkeits-Defizit-Symptomatik
- scharrt riesige Einstreufontänen weg
- ist überall gleichzeitig
- bleibt plötzlich auf drei Pfoten stehen, wenn ihm ein wichtiger Gedanke kommt
- ein blaues Auge
- mag keine Gurke
- bekommt zu Weihnachten einen Rundenzähler für das Gehege
- Mister Schnips
- tritt auf sichelförmiges Gemüse mit einer Pfote drauf, um am hochstehenden Ende bequem zu futtern
- hat den 2. Platz beim Schwimmring-Augen-Wettbewerb gewonnen
- springt auf den Kiosk, obwohl dieser gar nicht dafür gedacht ist
- riecht nach nichts
- schwerhörig
- setzt sich immer an kuriose Orte, legt sich seltsam hin oder macht Unfug. Und sobald man die Kamera ausgepackt hat, hört er sofort wieder auf...
- hat ein schweres Dosentelefon, damit er andere Schweine damit vermöbeln kann
- kneift nicht ab
- ist ein Huper
- wurde von der Tierärztin nach Schreiorgie in der Kartei auf Totenkopf-Fips umbenannt
- Schnips, Schnips, Schnips – the number of the beast
- wenn Fips zum Tierarzt geht, kniffeln die Tierarzthelferinnen aus, wer ihn halten muss
- ein angeheirateter Schwipponkel heißt Günther Fipsmann
- paddelt Leute mit der Pfote an
- Promenadenmischung mit suboptimaler Genkombination
- Eigenbrötler
- sagt Bescheid, wenn das Leckerste weggefuttert ist
- drahtig
- Kraftpaket - ein bepelzter Muskel
- Training im Anti-Terrorcamp
- Glücks-Geräusche beim gemütlich machen
- zieht sich gerne mal für eine Woche ins Bierzelt zurück
- redet manchmal mit seinem Schatten
- Schnibbelbohnenmann
- der Mann ohne Furcht
- bestellt nach dem Frühstück Krümel an der Theke
Lieblingsspeise: Paprikakerne
Fips war bis zum Schluss ein kleiner harter Muskel und hat so viel gegeben, wie er noch konnte. Am 15.08.2016 konnte er ganz plötzlich leider nicht mehr und hat sein kleines Reiseköfferchen packen lassen. Wir sind froh, dass du bis zum letzten Tag noch fröhlich und munter bei uns warst.
Vielen Dank für die schöne Zeit mit dir. Du hattest ein großes Erbe angetreten und dabei selbst ein großes Erbe geschaffen. Wir werden nie vergessen, wie du damals an deinem Käfig gerüttelt hast, weil … weil ein Fips das eben so macht. Du hast uns gezeigt, wie man trotz einer harten Schale und einem harten Kern Herzen erweichen kann.
Vielleicht kannst du dort, wo du jetzt bist, wieder hören und sehen. Und vielleicht hast du etwas von unserer gemeinsamen Zeit mitgenommen und kommst mit den anderen dort zurecht. Wir wissen ja, dass ein Fips nie einfach ist.
Danke, dass du da warst!
Terroropfer der Fipsdatur