Meerschweinchen sind nicht besonders wehrhaft. Nervige Drängler an der Heuraufe sind schon fast das einzige, wogegen sie sich zur Wehr setzen können. Vielen anderen Dingen sind sie schutzlos ausgeliefert und es ist die Aufgabe des Schweinehalters, seine kleinen Fellbirnen vor den Gefahren des Alltags zu schützen. Schließlich haben sich die Schweine das Leben in einem mitteleuropäischen Haushalt nicht ausgesucht und können die Gefahren, die dort lauern, nicht richtig einschätzen.
Ihr einziger Mechanismus, um sich selbst vor Gefahren in Sicherheit zu bringen – nämlich die kurzen Beinchen in die Hand zu nehmen und wegzulaufen – funktioniert bei einigen Fressfeinden in der freien Natur. Gegen Alltagsgefahren in deutschen Haushalten ist diese Taktik dagegen meist erfolglos. Und nicht umsonst heißt es: Die meisten Unfälle geschehen im Haushalt.
Kurz in eigener Sache:
Natürlich wollte sich kein Ötti für dieses Thema in Lebensgefahr bringen, daher haben wir für die Fotos ein echtes Stunt-Schwein engagiert!
Hitze
Da Meerschweinchen ursprünglich aus Südamerika stammen, könnte man meinen, dass sie große Hitze vertragen können. Allerdings handelt es sich bei Meerschweinchen eigentlich um Höhlenbewohner, die sich keiner großen Hitze aussetzen. Dies hat mehrere Gründe: Zum einen können Meerschweinchen nicht schwitzen und haben somit kaum eine Chance, ihre kleinen, kugeligen Körper abzukühlen. Zum anderen tragen sie – entgegen südamerikanischer Sitte – keine Sombreros, da diese wegen der Schlappohren ständig verrutschen würden.
Bei Überhitzung des Körpers (und dies kann bei praller Sonneneinstrahlung im Sommer bereits nach einer halben Stunde der Fall sein) kommt es schnell zu einem Hitzeschlag, den die meisten Meerschweinchen nicht überleben. Meerschweinchen suchen daher von Natur aus eher schattige Plätzchen auf.
An lauen Frühlingstagen lassen sie sich natürlich auch gerne einmal die Sonne auf den Pelz scheinen, aber egal bei welchen Temperaturen – Meerschweinchen sind zu jeder Zeit auf schattige Rückzugsmöglichkeiten angewiesen. Plastikhäuschen, in denen sich die Hitze zusätzlich staut, sind natürlich keine Lösung. Stattdessen sollte ein Teil des Geheges bei Sonneneinstrahlung zum Beispiel mit Tüchern abgehängt und somit vor der Sonne geschützt werden.
An besonders heißen Tagen können großflächige Steine oder Fliesen an schattigen Stellen im Gehege zusätzliche Kühlung verschaffen.
Türen
Meerschweinchen leben ursprünglich in Höhlen und Nischen. Türen sind ihnen gänzlich unbekannt. Daher können sie keine Türklinken öffnen und stellen sich ganz unbesorgt direkt hinter eine Tür.
Ein Meerschweinchen, das von einer rasch bewegten Tür am gesamten Körper getroffen und weggefegt wird, erlebt vermutlich ähnliches, als wenn man versehentlich in die Schwungbahn einer Einrissbirne läuft.
Daher sollte man beim Freilauf der Meerschweinchen in der Wohnung immer daran denken, Türen nur sehr langsam zu öffnen, sodass die Schweinchen noch eine Chance zum Weglaufen haben. Für vergessliche Mitbewohner empfiehlt es sich, Erinnerungsschilder an die Türen zu hängen im Sinne von „Achtung, freilaufende Meerschweinchen. Türen vorsichtig öffnen“.
Alternativ kann man alle Türen beim Schweine-Freilauf offen stehen lassen und einfach gar nicht bewegen, sofern die Schweine alle Räume betreten dürfen.
Trampeltiere
Auch große Menschenfüße können für Meerschweinchen beim Freilauf sehr gefährlich werden. Normalerweise ist davon auszugehen, dass Meerschweinchen viel zu schnell sind, um versehentlich (oder gar absichtlich) auf sie drauf zu treten. Das Problem sind in diesem Fall auch eher die besonders zahmen und anhänglichen Schweinchen, die vom Menschen Futter erwarten und ihm darum in freudiger Erwartung um die Füße wuseln. Gerade bei mehreren aufgeregten, wuselnden Schweinen verliert man schnell die Übersicht und bleibt am besten an Ort und Stelle stehen bis sich der Tumult beruhigt hat oder setzt seine Füße nur noch unter Sichtkontrolle ab.
Gleiches gilt übrigens auch für rollende Bürostühle und ähnliches. Bei freilaufenden Schweinen im Zimmer sollte man sich immer vorher vergewissern, dass sich auch kein Schwein in Rollrichtung befindet.
Haustiere
Viele Meerschweinchen-Halter sind grundsätzlich tierliebe Menschen, die auch einer anderen Heimtierart ein Zuhause bieten. Auch wenn man noch so viel Vertrauen in die süße Minka oder den treu dreinblickenden Waldi hat – Hund und Katze bleiben Raubtiere und man kann nicht hundertprozentig ausschließen, dass eine plötzliche Schweine-Bewegung nicht doch plötzlich den Raubtierinstinkt weckt. Und selbst wenn es nur ein einziger verspielter Tatzen-/Pfotenhieb sein sollte: Ein Meerschweinchen wird mit hoher Wahrscheinlichkeit Verletzungen davontragen, wenn es nicht sogar für den Spieltrieb des tierischen Mitbewohners mit dem Leben bezahlen muss.
Andere Haustiere, die den Meerschweinchen gefährlich werden könnten, sollte daher niemals mit den Schweinchen unbeaufsichtigt alleine bleiben. Dies gilt natürlich nicht nur für Hunde und Katzen sondern genauso für Schlangen, Schnappschildkröten, Greifvögel, Kojoten und was sonst noch so in den vier Wänden tierlieber Menschen herumkreucht.
Zimmerpflanzen
Pflanzen, die bei uns als Zimmerpflanzen angeboten werden, sind für Meerschweinchen nahezu ausnahmslos giftig. Leider scheinen sie für Meerschweinchen trotzdem genauso schmackhaft zu sein wie leckeres Gemüse oder Gras. Zumindest mampfen die meisten Meerschweinchen Zimmerpflanzen völlig ungeniert und unbekümmert auf. Unseren Hausmeerschweinchen ist der viel zitierte Instinkt wilder Tiere abhanden gekommen und sie können giftige Pflanzen nicht von bekömmlichen unterscheiden.
Da Meerschweinchen kleine Tiere sind, die verglichen mit ihrem geringen Körpergewicht eine erstaunlich große Menge Grünzeug in sich hineinstopfen können, geht eine Vergiftung mit Pflanzen meist böse für das Schweinchen aus. Zudem können sich Meerschweinchen nicht erbrechen, wenn sie merken, dass ihnen ein Futter nicht bekommen ist. Die Giftpflanze muss vollständig durch den Verdauungstrakt wandern.
Darum sollten Zimmerpflanzen immer außerhalb der Reichweite von Meerschweinchen stehen. Das heißt, Blumentöpfe sollten so aufgestellt werden, dass die Schweine sowohl im Gehege sitzend, als auch während des Freilaufs in der Wohnung keine Chance haben, die Blätter zu erreichen – und gierige Schweine können sich laaaang machen! Auch herabfallende Blätter sollten weder ins Schweinegehege noch in deren Freilaufflächen fallen können.
Geräusche
Meerschweinchen haben ein sehr feines Gehör. Sie können daher auch Geräusche wahrnehmen, die unseren Ohren verborgen bleiben. Außerdem ist davon auszugehen, dass man mit so einem feinen Gehör schneller die Schmerzgrenze durch laute Geräusche erreicht.
Das Problem: Meerschweinchen können sich nicht die Ohren zuhalten. Zwar können sie mit den Pfoten grundsätzlich die Ohren erreichen, allerdings würden sie eine Bruchlandung mit der Nase auf dem Boden machen, wenn sie beide Vorderpfoten auf die Ohren pressen würden. Daher sind Meerschweinchen allen Geräuschen schutzlos ausgeliefert und müssen diese mit ihrem feinen Gehör ertragen.
Natürlich gibt es auch in der Natur immer mal laute Geräusche, vor denen sich Meerschweinchen nicht schützen können. Sie laufen dann weg und bringen sich in Sicherheit. Hausmeerschweinchen haben diese Möglichkeit nicht.
Daher sollte man unbedingt auf die feinen Schweineohren Rücksicht nehmen und allzu laute Geräusche in ihrer Umgebung vermeiden.
Wenn im Schweinezimmer die Bohrmaschine zum Einsatz kommt, müssen die Schweine eben kurzfristig in ein anderes Zimmer umziehen (für sehr kurze Einsätze reicht auch mal eine kurze Stippvisite in der Badewanne, die mit einer Decke ausgelegt wurde). Unvermeidbare laute Geräuschen wie den Staubsauger sollte man am besten langsam an den Schweinebau annähern. Die Schweine reagieren wesentlich gelassener auf den Staubsauger, wenn man ihn schon im Nebenraum einschaltet und dann langsam immer dichter an den Schweinebau heransaugt.
Dauerhafte laute Geräusch-Berieselung sollte man den Schweinen nicht zumuten. Ein Raum, in dem Stereoanlage oder Fernseher laut aufgedreht werden, ist nicht der richtige Standort für Meerschweinchen. Wer hat schon Interesse an Dolby-Surround-Beschallung, wenn er mit seinen Kugelaugen jederzeit Dolby-Surround-Sicht hat? Auch Haushaltsgeräte machen oft dauerhaft Krach, der für die Schweine extremen Stress bedeuten kann. Insbesondere Waschmaschinen geben durch die hohen Drehzahlen Schwingungsgeräusche im hochfrequenten Bereich ab, die für unsere Ohren nicht wahrnehmbar sind, die Meerschweinchen aber dauerhaft belasten.
Meerschweinchen müssen nicht in Watte gepackt werden – dann schon lieber in eine dicke Heuschicht! – aber Rücksicht auf ihre feinen Ohren muss man schon nehmen.
Elektrizität
Meerschweinchen sind technisch sehr unbegabt. Sie scheinen im Allgemeinen auch nicht viel Interesse an technischen Dingen zu haben. Dennoch fühlen sich manche Schweine magisch von Stromkabeln angezogen. Noch ist nicht geklärt, was Stromkabel für einige Meerschweinchen so interessant macht (sobald dies der Fall ist, wird es exklusiv in den aufgeklärten Meerschweinchen-Mythen veröffentlicht).
Grundsätzlich ist an diesem technischen Interesse einiger Schweine ja nichts auszusetzen. Es wäre schließlich großartig, wenn Meerschweinchen ihrem Halter in technischen Problemen ein wenig zur Hand gehen könnten. Problematisch an diesem Interesse ist: Meerschweinchen nagen fast alles an, was sie interessant finden. Bei Stromkabeln bleibt einem Meerschweinchen fast immer nur EINE Chance, sein Interesse zu bekunden. Vielleicht gibt es aus genau diesem Grund auch so wenig technisch begabte Meerschweinchen?
Wie dem auch sei: Halten Sie Ihr Meerschweinchen fern von allen elektrischen Leitungen. Auch wenn Ihr Meerschweinchen bisher nie Interesse daran gezeigt hat: Ein einziger „Geistesblitz“ des Schweinchens könnte zu seinem letzten werden.
Übrigens: Nein, Rosettenmeerschweinchen sind KEINE Beweise dafür, dass Meerschweinchen 220 Volt überleben und nebenbei auch noch eine coole Frisur bekommen. Zum einen sind 220 Volt in jedem Fall zu viel für einen Meerschweinchenkörper, zum anderen laufen diese mit Gleichstrom und außerdem bleibt die Herkunft einer jeden Rosettenfrisur ihr ganz persönliches, gut gehütetes Geheimnis.
Ahnungslose (Kinder, Besucher, Idioten)
Leider haben viele Menschen von Meerschweinchen keine Ahnung und verwechseln sie mit Kuscheltieren, Deko-Objekten, Müllschluckern oder was auch immer. Manche Leute (z.B. Besucher) haben einfach keinerlei Erfahrung mit Meerschweinen und meinen es nur gut, wenn sie zerbröselte Salzstangen ins Meerschweinchengehege streuen. Andere (z.B. Kinder) haben noch nicht viel über den Umgang mit Kleintieren gelernt und meinen, ein Meerschweinchen würde sich am wohlsten fühlen, wenn es wie ein Papagei auf der Schulter sitzend herumbalanciert wird oder in Puppenkleidung zur neuesten Rolf-Zukowski-CD tanzt. Wieder andere (z.B. Idioten) halten es einfach für den Geistesblitz des Jahrhunderts, ein MEER-Schweinchen in sein vermeintlich natürliches Element – das Wasser – zu setzen und zuzusehen, wie das Tier in Todesangst um sein Leben paddelt.
All diesen Menschen – ganz egal ob einfach ahnungslos, unerfahren oder bekloppt – sind Meerschweinchen schutzlos ausgeliefert. Es ist daher die Aufgabe des Schweinehalters, seine kleinen, pelzigen Mitbewohner vor derartigen Übergriffen zu schützen. Bei einigen Menschen (insbesondere Kindern und manchen Besuchern) besteht grundsätzlich noch die Möglichkeit, durch entsprechende Informationsvermittlung positiven Einfluss zu nehmen. Bei anderen (Idioten) ist dagegen Hopfen und Malz verloren und es hilft nur, die Schweinchen hinter Schloss und Riegel in Sicherheit zu bringen.
Da wo Schweine rumlaufen, sollte man nur geschützten Verkehr zulassen!
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