Grundstein
Juli 2020
Lotti
Lotti kam am 17.05.2020 in einer Pflegestelle des Tierheims Bad Salzuflen zur Welt.
Ihre Mutter Tilda wurde zusammen mit über 20 weiteren Meerschweinchen in einem Pappkarton neben einem Altglascontainer in Bielefeld ausgesetzt. Mit 4 offensichtlich verwandten Schweinchen zog Mama Tilda nach Verl in eine Pflegestelle und wurde dort von Sarah bestens versorgt. Da die ausgesetzten Schweinchen unkastriert zusammengesessen hatten, bekamen alle Weibchen vorsorglich eine Abtreibungsspritze, die in allen Fällen funktionierte – außer bei Tilda. So kamen 4 Schweinchen zur Welt, die den Tanten, Onkeln, Cousinen und Co aus dem Pappkarton erstaunlich ähnlich sahen.
Lotti und ihre Geschwister wuchsen zusammen mit den Schweineverwandten und ihrer Mama in Sarahs Schweinegruppe auf und lernten alles, was für kleine Schweinchen wissenswert und wichtig ist. Nach 7 Wochen hatten sie ihre Grundausbildung abgeschlossen und waren auszugsbereit. Da gerade mitten in der Corona-Krise ein erneuter Lockdown über den Landkreis Gütersloh verhängt worden war, waren wir sehr froh, dass die Vermittlung trotzdem möglich war.
Am 04.07.2020 kam Lotti (damals noch unter dem Namen Crow bekannt) gemeinsam mit ihrer Schwester Chrissy bei uns an. Von den beiden war Lotti zunächst die deutlich Vorsichtigere und Zurückhaltendere. Sie schaute sich die neuen Mitbewohner lieber erst mal aus sicherer Entfernung an und versteckte sich. Bei gelegentlichen Schweinekontakten hüpfte sie flott davon und machte sich für ein Weilchen in den hintersten Winkeln der Schweinehütten unsichtbar.
Durch dieses zurückhaltende Verhalten entging Lotti vermutlich der walzenden Pepper, die am gleichen Abend noch zeigen musste, wo der Hammer hängt. Vielleicht hatte Peppi am ersten Abend auch noch Probleme, die beiden Geschwister auseinanderzuhalten. Wer weiß. Oder wer schwarz. Zumindest war für Lotti die Welt am nächsten Morgen in bester Ordnung. Sie saß gleich bei den Großen. Mittendrin, mümmelnd und offenbar in bester Schweinelaune.
Typisch Lotti:
- Crow → Cow → Kuh → Lotti
- Kuhmuster
- schwarze Damen-Seidenstrumpfhose
- Nr. 2 auf der Wiegeliste
- schickt Chrissy vor
- hat einen Verpackungskünstler als Bruder
- Taucherflossen
- wiegt 80 % von Chrissy
- Werbevertrag mit Westmilch
- nimmt Medizin nur unfreiwillig freiwillig
- mampft gerne direkt aus der Hand
- schnuppert vorsichtig aus der zweiten Reihe
- hat Schaumzuckerware im Stammbaum
- Krankenschwesterausbildung
- Schalotti
- bekommt nur die gleichen Krankheiten wie Chrissy, damit sie nicht selbst zum Tierarzt muss
- kann gleichzeitig fressen und zwitschern
- hat über Nacht ne große Portion Selbstvertrauen getankt
- von heute auf morgen kraulbar
- asymmetrisch
- verschiedenfarbige Augen
- Lotti Löwenherz
- trägt eine andere Farbe drunter
- sitzt gerne im Futterautomaten
- stressbedingter Haarausfall
- Entwicklerin der Original Lottisilie ©
- hat einen Mofahelm mit abknöpfbarem Visier
- mag lila Möhren lieber als orangene
- hat rechts einen Schwarzbierbauch und links einen Weißbierbauch
- duftet
Ergänzung April 2021
Lotti hatte sich zu einer kleinen Schwester in Perfektion entwickelt. Etwas kleiner, etwas zierlicher und etwas vorsichtiger. Chrissys "Große-Schwester-Allüren" ertrug sie mit der notwendigen Gelassenheit und entsprechenden Nehmerqualitäten. Und wenn nötig, gab Lotti ein kleines "Ich-bin-so-winzig-klein-und-harmlos-Schauspiel".
Andererseits war Lotti trotzdem in vielen Situationen erstaunlich mutig. Wenn es mal darum ging, etwas Neues zu erkunden oder über den eigenen Schatten zu springen, war Lotti deutlich wagemutiger. So war sie auch nach knapp einem Jahr plötzlich über Nacht handzahm und mümmelte trotz Handkontakt ganz entspannt weiter.
Lotti war etwas stressanfällig und ging großen Konflikten möglichst aus dem Weg. Spürte sie negative Schwingungen oder fühlte sie sich überfordert, musste sie ihren Druck durch gelegentliche Zwitschereinlagen herauslassen.
Wer Lotti allerdings für lammfromm oder für ein Opfer hält, der irrt sich gewaltig. Wenn Lotti sich ganz, ganz sicher war, dass ihr Gegenüber wirklich schwächer ist, dann witterte sie ihre Chance, die Oberhand zu gewinnen – und sei es nur für eine begrenzte Zeit. Dann konnte Lotti sich schon mal zur mittelgroßen Schwester aufspielen, die auch mal bestimmen kann, wer wo sitzen darf und wo nicht.
24.12.2024
Liebe Lotti,
wir hätten dir so gerne noch unzählige Male zugesehen, wie du jeden Wettbewerb im Süß-Gucken gewinnst und wie du uns geduldig beobachtest und den passenden Moment abwartest, um auf dich aufmerksam zu machen. Mit deiner fröhlichen, freundlichen Art musste man dich einfach sofort ins Herz schließen. Häufig hast du uns sogar erlaubt, die Nase in dein duftigweiches Fell zu stecken und an dir herumzuschnuppern. Du konntest so lieb gucken, dass es einfach unmöglich war, dir eine Erbsenflocke auszuschlagen. Diese Fähigkeit wusstest du immer gut zu nutzen.
Lange Zeit hast du trotz gesundheitlicher Probleme gut gelaunt herumgewutzt und uns jeden Tag Freude bereitet. Das lag auch daran, dass du als Tausch für eine Erbsenflocke jede Spritze eifrig leergesaugt hast. Als deine Kraft nachließ, solltest du nicht leiden. Es fiel uns so unfassbar schwer, dich gehen zu lassen. Wir wollten nur das Allerbeste für dich.
Wir denken gerne an die gemeinsamen Jahre mit dir zurück und sind froh, dass es dir so lange gut ging. Du wirst immer einen ganz besonderen Platz in unseren Herzen haben, kleine Lott-Lott.
In der Rangfolge über Lotti