Grundstein
März 2016
Dekoration im Meerschweinchengehege
Kühle Kunst oder natürliche Gemütlichkeit?
Brauchen Meerschweinchen in ihrem Wohnumfeld Dekoration? Legen sie Wert auf zeitgenössische Kunst? Oder sollten es eher klassische Dekorationselemente sein, die das Schweineheim optisch aufwerten? Wollen Meerschweinchen einen echten Kandinsky im Klohaus bewundern? Wohl kaum. Echte Kandinskys sind viel zu groß für das kleine gemütliche Klohaus der Öttis. Und ein riesengroßes Klohaus mit genügend Platz für großformatige Kunstwerke wäre überhaupt nicht gemütlich und die entspannende, bohnenfördernde Wohlfühlatmosphäre wäre dahin. Wenn schon Kunst im Klohäuschen aufgehängt werden soll, dann eher eine Skizze von Paul Klee. Die passt größentechnisch viel besser und der Künstlername klingt appetitanregend. Genau das Richtige für einen ausgiebigen Bohnenschmatz in künstlerisch wertvoller Umgebung.
Geschmackvolle Dekoration
Auch wenn Meerschweinchen (abgesehen von Paul-Klee-Skizzen im Klohaus) im Allgemeinen keinen besonders ausgeprägten Sinn für Ästhetik aufweisen, freuen sie sich doch über Dekoration im Schweineheim. Geschmackvoll sollte sie allerdings sein. Am besten mit Salatgeschmack oder Löwenzahngeschmack. Aber auch Heugeschmack kommt bei ansprechender Präsentation gut an.
Sinnvolle Dekoration
Grundsätzlich sollten Dekorationselemente im Schweineheim einen Sinn erfüllen. Hübsche Häuschen dienen als Versteck und Schlafunterkunft. Grüne Blätterdächer übernehmen die Funktion von Sichtschutz und Zwischenmahlzeit. Mit Ästen verzierte Häuschenwände oder Unterstände dienen als Knabbermöglichkeit und optional als Frustabbaustelle.
Restaurierte alte Schätzchen
Dekoriert werden kann fast alles im Schweineheim. Besonders gut eignen sich ausrangierte Heuhäuschen, die bereits zernagt und durchlöchert sind. Während alte Heuhäuschen sonst häufig ein trauriges Schicksal voller Missachtung und Desinteresse ereilt, werden sie plötzlich für die Schweine wieder ansprechend und interessant, sobald sie lecker dekoriert werden. Entweder können Gemüsestückchen in Lücken und Spalten der Häuschenwände hineingeschoben und festgeklemmt werden oder man bindet mit einem Bastfaden Heu an die Wände, indem man den Bastfaden durch die Ritzen des Heuhäuschens zieht und verknotet. Somit hat auch ein altes Heuhäuschen seinen Namen wieder zurecht verdient.
Halmige Trockengestecke als Dekoration
Auch ohne besonderes Teppichknüpfertalent kann man ein altes Heuhäuschen oder andere Einrichtungsgegenstände des Schweineheims mit frischem Heu restaurieren oder künstlerisch gestalten, denn es kommt nicht auf perfekte Formen an. Wichtig ist duftiges, langhalmiges Heu, das mit dem Faden ordentlich festgezurrt wird. Je fester das Heu angebunden wird, umso mehr reizt es die Schweinchen, daran herumzunagen, zu zerren und zu zupfen. Da sage noch mal jemand, Meerschweinchen hätten keinen Sinn für Kunst. Sie lassen sich sogar gerne mit allen Sinnen darauf ein und wandeln sie innerhalb weniger Stunden in neue Bohnenkunstwerke um.
Ungewöhnliche Dekoration
Dekoration darf natürlich nicht nur an den üblichen Stellen angebracht werden. Kunst muss auch mal aus dem Rahmen fallen, ungewöhnlich sein und neugierig machen. Warum nicht mal Fenchelstiele, die aus einer Seitenwand herauswachsen? Oder Heu, das unter der Decke festgebunden ist? Neue Anordnungen sind für Meerschweinchen besonders interessant, fordern die kleine Öttimurmel heraus und ermöglichen eine ganz neue Perspektive auf vertraute Dinge.
Lebende Dekoration
Auch Grünpflanzen bereichern eine Schweinewohnlandschaft. Wie auch ein Finanzbeamter Lebensfreude durch einen Gummibaum auf der Fensterbank erfährt, genießen Meerschweinchen ebenfalls die Anwesenheit von lebenden Grünpflanzen in ihrer Umgebung. Selbstverständlich sollten ausschließlich essbare Pflanzen zur Dekoration des Schweinegeheges ausgewählt werden, falls ein Bewohner mal ein Blättchen auffrisst – völlig versehentlich, versteht sich. Pflanztöpfe mit frischen Kräutern verströmen einen angenehmen Duft, sind eine Wohltat fürs Auge und die Dropszunge und retten das Zweibein in der Not, das für die Nudelsoße noch den letzten Pfiff sucht.
Mit Gras bepflanzte Schalen bringen etwas Natur und Grün ins urbane Schweineheim und laden zum Bewandern, Grasen und Mähen ein. Kleine Blumenarangements erfreuen das Öttiauge ebenso wie die Zunge. Blumenvasen werden in der Regel nicht benötigt, da schmackhafte Blumen verspeist sind, bevor sie eine Gelegenheit zum Welken bekommen.
Mit ein paar kreativen Ideen lässt sich das Schweineheim optisch, olfaktorisch und gustatorisch aufwerten. Naturmaterialien sind den Öttis als Dekoration lieber als gerahmte Kunstdrucke. Und günstiger sind sie sowieso.
Ist das Kunst oder kann das weg?