Das Bierzelt
Uns ist schon bewusst, dass sifle.de regional recht einseitig aufgestellt ist. Das liegt vor allem daran, dass die Öttis selbst dicht beieinander geboren worden sind. Während der Fips ein echter knorriger Heidefriese ist, war Andi eher der aufgeschlossene Ruhrpöttler und die meisten Damen sind in der Grenzregion Niedersachsens auf die Welt gekommen. Daraus ergibt sich schon eine sehr starke Nord-/West-Lastigkeit der Sprach- und Wohngewohnheiten. Muffi zieht ihren Pölter an, Fips schmeißt seinen Pömpel durch die Gegend, Flummi produziert Flummi-Bummis in der Geschmacksrichtung Grünkohl mit Pinkel und Knorkelani ist manchmal alles wumpe.
Damit sich unsere fremdsprachigen Leser auf sifle.de etwas heimischer fühlen, haben die Öttis ein paar südländische Gastarbeiter in die Redaktion eingeladen. Als Gastgeschenk brachten sie den Öttis ein tolles Wohndigsbums mit, welches sie mit „Des üs a Bür-Zöit“ präsentierten. Da die Öttis keine multilingualen Fähigkeiten haben, nannten sie es norddeutsch schlicht: Bierzelt.
Damit hatten die Gastarbeiter auch schon gleich die erste redaktionelle Aufgabe. Wie macht man ein Bierzelt? Wofür ist das gut? Kann man das essen? Hat die Flummi da Angst vor? Diese Fragen und viele mehr wollen wir unseren interregionalen Lesern gerne beantworten.
Wie baut man ein Bierzelt?
Idee und Umsetzung
Die Idee ist von den gamsfibrissentragenden Gastschweinchen nicht selbst erdacht, sondern sie hatten bei einer Recherche eine tolle bebilderte Bauanleitung entdeckt, adaptiert und nachgemacht. Genauer gesagt haben die kleinen Eumel das Zelt nicht selbst gestrickt sondern in Handarbeit in der Handwerksmanufaktur Hubermeyer in Unterschwabingoberammergau fertigen lassen.
Almmuffi:
„Jo mei, des war a krachlederne Arbeit. Ober des ham dü Hubermeyers suppa angpackt und trotz oller Ürrungen und Würrungen grandios hünbekommen. Reschpekt!“
Material
Die Größenangaben können je nach Bierzeltgröße stark variieren. Da muss jeder selber sehen, ob er nur den engsten Familienkreis oder eine ganze Hochzeitsgesellschaft unterbekommen muss. Passenderweise ist ein Meerschweinchen-Bierzelt immer eine Maß-Anfertigung. Die Hubermeyer-Manufaktur hat folgende Maße verwendet:
- Sommerlicher Basisstoff für das Dach: 49 x 103 cm
- 4 grüne Fleecestreifen je 3 x 15 cm
- 5 grüne Fleecestreifen je 3 x 35 cm
- Garn
- dicken Draht
- 3 Holzstangen in Bierzeltlänge: 0,5 x 100 cm
Alphornelani:
„Jo mei, des war a krachlederner Einkauf. A Stoff hom wür aus oinem olten Dirndl nausgchnitta. Und des Flüs hom wür üm Stofflodn in Oberoiweishausn kofert. Dort gübts a o Baumorktkettn. Die hom so a dünnen Holzstangn zum bosteln. Oine praktüsche Üdee hot der Hubermeyer Hans ghobt. Der hot aus an alten NÜM-Kobel (1,5 mm dickes NYM-Kabel – Anm. der norddeutschen Redaktion) de elektrischn Kupferdroht nausgschnitta. Des is starr und oiwei bügsam!“
Arbeitschritte
- Stoff an den kurzen Seiten jeweils 1 cm einschlagen und plattbügeln, nochmals 1,5 cm einschlagen und plattbügeln, dann den Saum festnähen
- Stoff an den langen Seiten erst 2 cm einschlagen und dann nochmal 2,5 cm einschlagen und plattbügeln und festnähen. Es entsteht ein Hohlraum von ca. 2 cm, in den später die Rundhölzer eingeschoben werden können
- 4 Fleecestreifen mit ca. 3 x 15 cm zurechtschneiden und entlang der Mittellinie des Stoffs auf der linken Seite auslegen und nur an den langen Seiten festnähen. Die kurzen Seiten bleiben offen, sodass später ein Rundholzstab hindurchgeschoben werden kann
- 5 Fleecestreifen mit ca. 3 x 35 cm zuschneiden und quer zu den bereits festgenähten Fleecestreifen festnähen. Wieder nur an den langen Seiten, damit an den kurzen Seiten später der Draht eingeschoben werden kann
- Draht durchschieben und die Enden rund umbiegen, damit sich keiner piekst
- Stangen durch, aufstellen und Spaß haben
Wer sich die Original-Wuseltunnel-Bauanleitung mit vielen Detailbildern von Keiras Kuschelwelt ansehen möchte, kann sie ganz einfach im
Ötti-Herunterladebereich für Handarbeiten als .pdf herunterladen:
Vorteile
Das Bierzelt ist immer ein beliebter Ort für kleine Schlummerstunden. Da es auch mobil ist, kann man es gut dazu nutzen, eher unbeliebtere Orte zu beleben bzw. zu beschlafen. Nach München wollte auch keiner, bis dort das erste Bierzelt aufgebaut wurde. Und bei uns ist links vom Zollhaus, also gegenüber von der Kirche, auch eher weniger los. Aber sobald das Bierzelt dort steht, liegt auch schon wer drin und pennt oder schunkelt und pennt dann. Fast wie in der Kirche.
Und wo geschlafen wird, wird auch gebohnt. Unsere Bierzeltvariante wurde ohne Holzdielenboden gebaut und hat dadurch den Vorteil, dass die Hinterlassenschaften der Festgäste nicht direkt in den Stoff sickern sondern gleich im Einstreu versinken. Die Idee ist nicht neu, denn zu früheren Zeiten streuten schon Fürsten und Häuptlinge ihre Langhäuser mit Stroh, Sägemehl oder Allspan Bioaktiv ein.
Und selbst wenn das Bierzelt mal nach Urin oder Erdinger riechen sollte: Einfach die Stangen und Drähte herausnehmen und in die Waschmaschine packen. Sicherheitshalber lieber zusammen mit dem Dirndl und der Reizwäsche der Dame des Hauses in die Feinwäsche und nicht mit den Küchenhandtüchern bei 90 Grad.
Wen diese Vorteile noch nicht überzeugt haben, dem geben wir noch einen kleinen Plaudertipp aus dem Nähkästchen mit: Handarbeitsbegabte Verwandte sind nach dem hundertsten Topflappen, der tausendsten Häkeldecke und dem zweiten Knieaufnäher immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen. „Ich habe ein Bierzelt für Meerschweinchen genäht!“ ist immer für einen unterhaltsamen Nachmittag im Handarbeitskreis bei Frau Piepvogel gut.
Huber-Buaba-Flummi-Bummi:
„Jo mei, des san jo krachlederne Argumente. Ü glaub ü wül o a oignes Büazöit hobn. Do drün kon de Preißn don mei Flummi-Bummis müt Fleischpflanzerlgschmack kofern!“
Nachteile
Fips findet das Bierzelt so endgeil, dass er nicht mehr am Alltag teilnehmen kann, sobald das Bierzelt im Schweineheim steht. Wenn man das Zelt nicht hin und wieder herausnimmt, schläft er den ganzen Tag darin und bekommt nichts mehr mit. Ähnlich wie die spielsüchtigen Bierleichen in der örtlichen Spielhalle. Nur ohne Bier und ohne Einarmige Banditen und ohne Pokerchips. Dafür mit Fleischwurstohr.
Ein weiterer Nachteil ist, dass das Bierzelt nur 2 Ein- bzw. Ausgänge hat. Wobei man diesen Nachteil einfach ausbessern kann, indem auf eine seitliche Stange verzichtet wird. Dann kann man sich unter einer kompletten Bierzeltseite drunterdurchschieben!
Füps:
„Jo mei, des Bürzoilt is so a krachledernes Krachlederdüngs, des is schon a Oberhomma. Ü kennt do oiwei den gonzen Tog neisützen un schlofern.“
Als die südländischen Gastautoren wieder in ihren Freistaat abgereist waren, mussten die Öttis erst mal durchschnaufen. Die alltäglichen multikulturellen Unterschiede machten die redaktionelle Arbeit nicht gerade einfach. Fips isst keine Weißwurst sondern ist eine. „O-Saft üs!“ hat nichts mit Orangenanstechen zu tun. Löwensenf ist vegan. Fips Ohren sind nicht krachledern, sondern taub. Flummi-Bummis mit Schweinshaxengeschmack finden bei uns nur wenige Abnehmer… Einzig die gemütlichen Fernsehabende mit „Kohlhiesels Töchtern“ und „Wenn Ludwig ins Manöver zieht“ ließen alle etwas entspannen.
Trotzdem lohnte sich für die Öttis der Besuch. Denn das Bierzelt ist ganz schön krachledern, äh ein ganz schöner Oschi und auch super zum Drunterdurchlaufen und Schuhplattlern.
Dü
Saupreißn
hobn
des
Wörd
Rechtschroibprüfang
ogzapft!