Grundstein
März 2020
Die Brücke
Bei einem seiner Streifzüge durch den Baumarkt entdeckte Hausmeister Aurin in seiner Lieblingsabteilung (knusprige Holzreste) einen nicht so knusprigen Leimholzplattenrest von 0,14 qm für 3,86 Euro. Ohne genau zu wissen, was einmal daraus werden sollte, hatte er den untrüglichen Verdacht, dass sich eine sensationelle Schweinebehausung in dem unscheinbaren Plattenrest verbergen könnte. Also eingeladen und mitgenommen.
Ein Weilchen stand das Brett noch ungenutzt im Keller herum, stand jedem mal im Weg herum, wurde von hier nach dort und wieder zurückgeräumt - doch an einem regnerischen Sonntag machte sich Aurin ans Werk und sägte erst mal drauf los.
Der Baubericht der Schweinebrücke
Die Platte hatte eine Gesamtlänge von 125 cm und Aurin sägte erst einmal vier Streifen mit einer Breite von 7 cm ab. Weil die Platte eine Höhe von 22 cm hatte, ergab sich eine Streifenlänge von 22 cm. Toll, genauso lang wie die Platte hoch war – wie praktisch!
Weil die Sägekanten ein bisschen kratzig waren, schnappte sich Aurin kurzerpfot den Dreiecksschleifer und schmirgelte die Kanten etwas ab. Ohne Schleifgerät empfiehlt sich übrigens die Winderosionsmethode. Dabei stellt man die geschnittenen Bretter einfach an eine windige Stelle, optimalerweise am Strand, und wartet ab. Nach einiger Zeit, ca. 3 Millionen Jahre, schmirgeln Wind und Sand die Kanten ebenfalls schön ab. Für ungeduldige Typen empfiehlt sich der Dreiecksschleifer.
Damit die ganze Konstruktion einigermaßen gerade und standfest wird, zog Aurin seinen Zimmermannsbleistift aus der Kitteltasche und malte kleine Markierungen auf die Holzstreifen, wo sie an die restliche Platte angeschraubt werden sollten.
Die Leimholzplatte erwies sich als erstaunlich hart. Damit das Holz nicht spallert (aus dem Lateinischen „spallere“ abgeleitet, was so viel heißt wie spallert), bohrte Aurin die Löcher mit einem feinen Bohrer vor...
...und schraubte kleine Schrauben zur Hälfte rein.
Mit Hilfe aller Schweinedamen, die jeweils ein Bein passend halten mussten, schraubte Aurin alle vier Träger passend an die restliche Platte und fertig war die neue Schweinebehausung in Form einer Brücke. Nebenbei bemerkt ist das auch wieder ein Grund, warum eine Meerschweinchengruppe mindestens vier Schweinedamen beinhalten sollte. Bei drei Schweinedamen wackeln 4-Bein Konstruktionen doch sehr arg, bei zwei Schweinedamen fällt das ganze immer um und bei einer Schweinedame kann man nur Melkschemel bauen.
Der erste Eindruck war gut; Aurin war zufrieden mit seinem Werk und gönnte sich erstmal eine Flasche Bier, die aussah wie ein Hokkaidokürbis und auch so schmeckte.
Teileliste für den Bau der Brücke
Folgende Teile wurden beim Bau der Meerschweinchenbrücke verwendet:
- ein Brett mit den Maßen: 125 x 22 cm
- ein Stift
- 8 kleine Schrauben
- ein Schleifgerät (entfällt bei der Winderosionsmethode)
- 4 Schweinedamen
- 1 Schweinehausmeister
Wie wohnt es sich unter einer Brücke?
Zwar befindet sich unter der Brücke kein Wasser und sie verbindet auch nicht zwei Landteile und es läuft auch niemand darüber und sie ist auch nicht für 40 Tonner befahrbar, aber irgendwie scheint für die Öttis das neue Bauwerk doch am ehesten eine Brücke zu sein. Zumindest kann man herrlich darunter schlafen. Das Dach hängt hoch genug, dass auch Leute mit Puschelfrisur genügend Kopffreiheit haben, und gleichzeitig niedrig genug, um eine gemütliche, nahezu spaltige Atmosphäre zu erzeugen.
Aufgrund der langen Bauform haben mehrere Schweine gleichzeitig genügend Schlummerfläche, ohne sich zu dicht auf den Pelz rücken zu müssen. Wenn gerade nicht geschlafen wird, dient die Brücke als Überdach, um eine ansonsten leere Lauffläche gegen neugierige Blicke, Raubvogelangriffe und Starkhagel von oben abzuschirmen. Seitdem die Brücke im Schweineheim steht, ist dieser bisher leere Bereich für die Öttis deutlich aufgewertet worden.
Dank Hausmeister Aurin sieht man wieder einmal, dass man mit ganz wenig Mitteln, geringem Aufwand und ohne großes, handwerkliches Geschick eine funktionale und gemütliche Meerschweinchenbehausung selber bauen kann. Vorausgesetzt, dass vier Schweine zum Festhalten und eins zum Schrauben zur Verfügung stehen.
Du willst nicht unter einer Brücke schlafen? Dann schau dir die anderen Schweinebehausungen an.