Wohnen auf Fleece - das Experiment(Juli 2014 bis Januar 2015)
Meerschweinchen auf Fleece – eine Alternative zu Holzflockeneinstreu?
Das Wohnen auf Holzflockeneinstreu hat einige Nachteile: Die Holzflocken fliegen durch die Gegend, wenn die Öttis richtig rennen. Die Holzflocken müssen in großen Mengen gekauft, ins Haus geschleppt und nach kurzer Benutzung entsorgt werden. Und selbst „staubarme" Holzflockeneinstreu staubt immer noch mächtig und lässt nach und nach alles im und ums Öttigehege
unter einer dicken Staubschicht versinken, die regelmäßig weggewischt werden muss. Außerdem haben die Öttis auch ständig den Staub direkt um die Nase (und vermutlich auch in der Nase und im Auge und im Ohr und im Po, ...), weil sie ja mittendrin wohnen und rumwuseln.
Wir haben verschiedenste Einstreusorten verschiedenster Hersteller ausprobiert und getestet. Dabei sind wir nur zu „erträglichen" Lösungen gelangt, haben aber keine auch nur ansatzweise staubfreie Einstreusorte aus Holzflocken entdeckt. Und alle alternativen Einstreusorten aus anderen Materialien (Papier, Hanf, Braunkohlebriketts, Legosteine, ...) hatten wiederum verschiedene andere Nachteile.
Daher haben die Öttis mit großem Interesse eine Alternative zur Einstreuung verfolgt und schließlich selbst ausprobiert: Das Wohnen auf Fleece.
Wir waren zunächst sehr skeptisch, ob sich die Öttis auf einem sehr unnatürlichen Untergrund wohlfühlen können. Doch die Neugier und Hoffnung auf eine staubfreie Meerschweinchenumgebung war größer, sodass wir uns schließlich über die verschiedenen Schichten der Fleecehaltung, die Erfahrung einiger begeisterter Nutzer und die ungewohnte Methode zur Reinigung informiert und ein „Fleece-Starter-Set" für die Öttis besorgt haben.
Der erste Materialeinkauf – Bettwaren für die Öttis
Da die Anschaffungskosten vergleichsweise hoch sind und wir den Öttis keinen totalen Kulturschock verpassen wollten, haben wir erst mal eine einfache Fleeceausstattung für die Hälfte des Schweineheims besorgt:
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eine Molton-Matratzenauflage von Bierbaum
in den Maßen 140 x 200 cm für ca. 16 Euro
- Antipilling-Polarfleece in den Maßen 150 x 300 cm in beige für ca. 12 Euro (Reststück im Angebot)
Bierbaummolton links, Fleecestoff in moderner Fleecelanioptik rechts
Vorbereitung der Stoffe – gut vorgewaschen ist halb gefleect
Zunächst muss die Moltonauflage bei 95 Grad gewaschen werden, damit sich das Gewebe zusammenzieht und sich die volle Saugkraft entwickelt. Der Fleecestoff muss mindestens zweimal gewaschen werden (bei 60 Grad), damit er Feuchtigkeit (auch Ötti-Lulu genannt) nach unten durchleitet.
Die erste Gehegeeinrichtung mit Fleece – faltenlos glücklich
Nachdem alle Textilien mehrfach gewaschen und wieder getrocknet waren, wurde zunächst die linke Seite (der Ostflügel) des Schweineheims bei der nächsten anstehenden Reinigung
von Holzflocken bereinigt, gründlich ausgefegt, ausgewischt und getrocknet.
Dann wurde das passend zugeschnittene Molton auf dem PVC vom Gehegeboden ausgelegt und an den Kanten etwas zurechtgefaltet. Darauf wurde der Fleecestoff mit der glatteren Seite nach oben ausgebreitet und ebenfalls an den Kanten passend eingeschlagen. An den Stellen, die erfahrungsgemäß besonders stark frequentiert und bebohnt
sind, wurden zusätzliche kleine Fleecestücke ausgelegt. Häuschen drauf, Korkröhren drauf, Heuraufen
befüllen - fertig.
Der erste Kontakt der Öttis mit Fleece – Hoppeln und Hüpfen und Kitzelfleece an den Pfoten
Die Öttis, die von der ungewohnten Reinigungsprozedur etwas irritiert waren, hielten sich erst dezent im Hintergrund, erkundeten das neue Fleece-Reich jedoch umgehend, sobald alle gewohnten Einrichtungsgegenstände vor Ort waren. Der ungewohnte Untergrund wurde eingehend beschnuppert, befühlt und behoppelt. Auch die ersten Bohnenproben ließen nicht lange auf sich warten.
Die provisorische Abgrenzung zwischen Fleece und Holzflockeneinstreu – die Mauer des Grauens
Da der zweite Schweineheimflügel noch in gewohnter Manier mit Holzflocken ausgestreut war, wurde eine Übergangslösung notwendig, die verhinderte, dass die Holzflocken großflächig auf dem Fleece verteilt wurden. Ein paar flache Steine, die zu einem kleinen Wall angeordnet wurden, erfüllten diesen Zweck ausreichend.
"Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!" - Walterulbrichtelani, 2014
Leider stellte sich heraus, dass dieser ca. 4 cm hohe imperialistische Schutzwall für Fips
zwar keine physische, wohl aber eine psychische Grenze darstellte. Zum Zeitpunkt des Mauerbaus war Fips gerade im neu befleecten Ostflügel und blieb dort auch bis zum Abend alleine zurück, obwohl sich die Öttis zum Schlafen traditionell genau am anderen Ende des Schweineheims versammeln. So wurde Fips am späten Abend schließlich geschnappt und hat per Heißluftballon in den Westen rübergemacht, wo er die Nacht dann gemeinsam mit seinen Damen verbringen konnte.
Doch auch an den folgenden Tagen blieb Fips immer auf der gleichen Seite der Mauer und traute sich nicht einmal in deren Nähe, während die Schweinedamen ständig nach Lust und Laune zwischen den Gehegeteilen wechselten, indem sie über die flachen Steine hüpften.
Nach ein paar Tagen stellte sich dann heraus, dass Fips scheinbar unheimliche Angst vor den Steinen hatte. Ein Stein unter die Schweinenase gehalten führte dazu, dass Fips panisch davonraste, sich in eine Ecke drückte und kein bisschen mehr rührte. Irgendwas an dem Steingeruch musste auf Fips schrecklich angsteinflößend wirken, und dies führte schließlich dazu, dass Fips sich nur noch auf der kleinen Fläche aufhielt, die am weitesten von den schrecklichen Steinen entfernt lag.
Da Fips im weiteren Verlauf des Fleece-Experiments nicht dauerhaft auf eine Wohnfläche von 0,5 Quadratmetern eingeschränkt werden sollte, wurden die Steine am dritten Tag komplett aus dem Gehege entfernt und durch ein Brett
ersetzt, welches auf den Übergang zwischen Holzflocken und Fleece gelegt wurde. Fips entspannte sich zusehends und bewohnte wieder beide Gehegeteile - genau wie seine unerschrockenen Damen. Gutes Brett!
Erste Erfahrungen mit Fleece – es funktioniert
Die ersten Erfahrungen mit Fleece als Gehegeuntergrund waren überraschend positiv. Schweinböhnchen lassen sich recht einfach mit einem Gummihandfeger
vom Fleece abfegen. Dies muss allerdings auch einmal täglich erledigt werden, damit nicht überall die Bohnen prominent auf dem Fleece herumliegen. Pipiflecken werden scheinbar durch das Fleece in die untere Moltonschicht abgeleitet und die Oberfläche ist recht flott wieder aufgetrocknet. Die Geruchsentwicklung in der ersten Testwoche war als positiv zu bezeichnen.
Allerdings muss beim ersten Probelauf berücksichtigt werden, dass es sich beim befleecten Ostflügel ohnehin um den weniger stark genutzten Bereich des Schweineheims handelt. Warum auch immer, bevorzugen die Öttis den Westflügel ihres Schweineheims, bebohnen und beduften diesen Teil deutlich intensiver und betten sich auch dort regelmäßig zur Nachtruhe. Die Tatsache, dass sie den Fleeceteil des Geheges in der ersten Testwoche weniger oft besuchten als den mit Holzflocken eingestreuten Teil, hatte daher alleine noch keine Aussagekraft. Und somit konnte auch die Geruchsentwicklung auf Molton und Fleece noch nicht alleine aufgrund dieser ersten Woche aussagekräftig beurteilt werden.
Erste Reinigung nach 7 Tagen – der Besen, dein Freund und Helfer
Nach 7 Tagen war die anfangs so hübsche, saubere Fleeceoberfläche im Ostflügel des Schweineheims trotz gelegentlichen Abfegens kaum noch wiederzuerkennen. Heu ließ sich nur schwer vom Fleece abfegen und die Krümel von getrockneten Kräutern
erledigten den Rest, um die hübsche Fleeceoberfläche in eine zugemüllte Resterampe zu verwandeln. Die erste Reinigung des Fleece-Gehegeteils begann daher mit einer intensiven Fege-Aktion, um den Stoff wieder einigermaßen herzustellen.
Die Molton Unterlage unter dem Fleece war noch in erstaunlich guter Verfassung. Nur direkt unter den Hütten
zeigten sich Pipiflecken, der Rest war noch jungfräulich weiß und hätte vermutlich locker noch weiter verwendet werden können.
Reinigung des Gehegebodens unter den Stoffen – ohne Säure geht’s nicht
Bei der Reinigung des vom Fleece befreiten Gehegeteils zeigte sich, dass die Moltonunterlage keinen 100%-igen Schutz für den Gehegeboden bot. Unter den Pipiflecken im Molton waren auch leichte Urinsteinflecken auf dem Gehegeboden zu sehen, sodass dieser mit Essigessenz
gewischt werden musste. Immerhin hatte man nicht Staub und Einstreuflocken im Wischlappen wie bei der Haltung auf Holzflockeneinstreu.
Die erste Waschrunde – adieu Kopfkissenbezug
Trotz des noch guten Zustands der Moltonunterlage nach der ersten Testwoche wurden Fleece und Molton gemeinsam in einem alten Kopfkissenbezug verstaut und bei 60 Grad in der Waschmaschine gewaschen.
Da nach dem ersten Waschgang beides noch nach Öttipipi müffelte, wurde direkt ein zweiter Waschgang mit einem zusätzlichen Schuss Essig im Nachwaschgang gestartet. Danach waren die Öttitextilien dann wieder duftig frisch. Dafür fanden sich in der Waschmaschine etliche Heuhalme, da es den alten Kopfkissenbezug mit dem Moltonhaufen in seinem Inneren wohl im Schleudergang zerlegt hatte. Die Heukrümel, die nicht in der Waschmaschine landeten, verteilten sich beim Aufhängen der Öttitextilien auf dem Boden der Waschküche. Es drängte sich der Verdacht auf, dass die geringere Staubentwicklung IM Öttigehege dafür eine erhöhte Verschmutzung in allen anderen Bereichen des Hauses nach sich zog…
Woche 2 im Fleece-Experiment – die Öttis brauchen mehr Stoff
Um das Fleeceexperiment wegen der nötigen Wasch- und Trocknungszeit der benutzten Fleece- und Moltonunterlage nicht zu unterbrechen, wurde noch einmal neues Material angeschafft:
- eine weitere Molton-Matratzenauflage von Bierbaum in den Maßen 140 x 200 cm für ca. 16 Euro
- Antipilling-Polarfleece in den Maßen 150 x 400 cm in blau für ca. 24 Euro (da von dem ilanifarbenen Sonderangebot leider nichts mehr zu haben war)
- eine dünne Fleecedecke von Kik in den Maßen 150 x 200 cm für 5 Euro
Wechsel der Experimentalbedingungen – Holz im Osten, Fleece im Westen
Während der zuvor befleecte Ostflügel wieder mit Holzflockeneinstreu befüllt wurde, wurde in der zweiten Woche des Experiments der Westflügel des Schweineheims von Flocken gereinigt, ausgefegt, gewischt und wieder getrocknet. Dann wurde eine Schicht Molton gefaltet und eingelegt und wieder eine Schicht Polarfleece darüber. Die Öttis, die nun schon erste Vorerfahrungen mit Fleece gemacht hatten, waren diesmal deutlich mutiger und bewuselten den neuen Untergrund, sobald alles am gewohnten Platz stand.
Anfängliche Schweineskepsis gegenüber Fleeceboden – erst Heu macht ein Schweineheim wohnlich
Mit etwas Bestechungssalat wurden auch die etwas vorsichtigeren Öttiexemplare aufs neue Wohnfeld gelockt. Doch nach der großen Reinigungsaktion zeigten sich die Öttis insgesamt sehr erschöpft und packten sich erst mal für mehrere Stunden zum Schlummern aufs Öhrchen - und zwar ausschließlich im holzbeflockten Ostflügel des Schweineheims. Eine erste Stellungnahme der Öttis, dass sie Holzflockeneinstreu bevorzugen? Der neu befleecte - und normalerweise stets bevorzugte - Westteil des Schweineheims blieb auffällig lange schweinefrei.
Doch nachdem am Abend die dünnere Fleecedecke im Westflügel ausgebreitet wurde und darauf das geliebte Heubündel am gewohnten Ort angeboten wurde, schien der Westflügel für die Öttis wieder die gewohnten Wohnqualitäten aufzuweisen. Erstaunlich, was so ein Heubündel alles ausmacht.
Dünne Fleecedecken als Heuunterlage – Kampf den Heukrümeln
In der ersten Experimentalwoche wurde schnell deutlich, was das größte Problem auf Fleece ist: Meerschweinchen brauchen Heu. Sie wühlen im Heu und verteilen dies großflächig. Heuhalme und insbesondere Heukrümel lassen sich aber trotz großer Bemühungen kaum vom Fleeceuntergrund abfegen und krümeln in der Waschmaschine und in der Waschküche unangenehm herum. Abhilfe sollten laut Aussage erfahrener Fleecehalter dünnere Fleecedecken schaffen, die unter dem Heubündel ausgelegt werden. Von diesen soll sich Heu deutlich leichter abfegen und -schütteln lassen als vom dicken Polarfleece. Da die Hoffnung bekanntlich zuletzt stirbt, wurden also zusätzlich auch noch dünnere Fleecedecken unter dem Heubündel ausgelegt.
Mit großem Eifer zogen die Öttis immer wieder das Heubündel von der dünnen Decke herunter und breiteten das Heu weiterhin auf dem Polarfleece aus. Für die Öttis schien es eine gelungene Abwechslung zu sein, das Heubündel ständig in andere Ecken zu schleppen und neugierig darauf zu warten, dass das Zweibein jedes mal vorbeikommt und das Heubündel zurück auf die dafür vorgesehene dünne Decke legte. Ein bisschen wie Stöckchenholen - nur andersherum.
Alltag auf dem neuen Fleeceuntergrund – Herumsauen kann man überall
Der befleecte Westflügel des Schweineheims wurde in der zweiten Experimentwoche wieder genauso gerne genutzt und bewohnt wie zu Zeiten mit Holzflockeneinstreu. Die Öttis schlummerten, wohnten, eumelten, mampften und düsten auf dem Fleece herum - genau wie sonst auch. Das Bohnenaufkommen auf dem Fleece war deutlich höher als in der ersten Woche auf dem Ostflügel und daher wurde der tägliche Fegedienst nun zwingend notwendig. Etwa fünf bis zehn Minuten täglich mussten zur oberflächlichen Fleecereinigung investiert werden.
Farbunterschiede – eine haarige Angelegenheit
Im Verlauf der zweiten Woche zeigte sich ein Nachteil der blauen Farbe des neuen Fleecestoffs: Pipiflecken waren auf dem dunkleren Fleece deutlicher sichtbar als auf dem ilanifarbenen und ebenso verhielt es sich mit Haaren. Vor allem weiße Haare waren auf dem blauen Fleece recht deutlich sichtbar, sodass sich schnell eine haarige Optik des Fleecebodens einstellte. Merken: Blauer Fleece bietet sich nur bei blauhaarigen Meerschweinchen an.
Die zweite Fleece-Reinigung – 1:0 für die Heukrümel
Bei der Reinigung des Westflügels nach einer Woche Fleece-Wohnen musste der Fleecestoff vor der Wäsche wieder besonders gründlich abgefegt werden. Dabei stellte sich heraus, dass sich Heu scheinbar immer schlecht abbürsten lässt - egal ob von dünnem oder dickem Fleece. Da der Westflügel auch im befleecten Zustand rege benutzt und bewohnt worden war, zeigten sich deutlich mehr Pipiflecken auf dem Molton und er war an den beliebtesten Stellen ziemlich feucht.
Die zweite Waschrunde – die geheimen Entfesselungskünste von Fleecestoff
Da der ursprünglich ausgewählte Kopfkissenbezug beim letzten Waschgang zerfetzt worden war, stand als Waschhülle nur ein großer Stoffbeutel zur Verfügung, der samt Fleecefüllung fest verknotet wurde. Um die empfindlichen Öttinasen zu schonen, wurde ein Waschmittel ohne Duftstoffe verwendet. Um auch die Zweibeinnasen zu schonen, kam auch wieder ein Schuss Zitronenessenz ins Nachspülfach der Waschmaschine. Das Waschergebnis war nach einer 60-Grad Wäsche geruchstechnisch in Ordnung, jedoch hatte sich der Fleece während des Waschgangs aus dem verknoteten Beutel befreit und die Waschtrommel war gleichmäßig mit Heu und Öttihaaren bestückt. Na super. Zum Glück stand ja noch die Moltonunterlage im nächsten Waschgang an, sodass es nicht weiter dramatisch war, falls dort Heu und Öttihaare anhaften würden. Dennoch wurden fest schließende Wäschesäcke zur zukünftigen Wäsche der Öttitextilien bestellt.
- Westford Mill Stoffsäcke aus Baumwolle in der Größe XL (75 x50 cm) für jeweils 3 Euro
Der Polarfleece kam im sehr guten Zustand aus der Waschmaschine. Die dünne Fleecedecke, an der das Heu ja angeblich viel weniger haften soll als am dicken Fleece, wies dagegen nach dem Waschen erstaunlicherweise mehr Heukrümel auf als vorher…
Technischer K.O. – eine Waschmaschine gibt auf
Am Tag nach der großen Öttiwäsche samt Heu-Haar-Fiasko in der Waschmaschine versagte die gequälte Maschine ihren Dienst und zeigte einen Pumpendefekt an. So wurde das gute Stück am Sonntag Abend noch auseinandergeschraubt. Unser größter Verdächtiger (ein Haufen Heu, Öttihaare und eine mitgewaschene Flummi) war jedoch in der Pumpe nicht anzutreffen. Stattdessen kam ein alter Socken zutage. Da hatten die Öttis aber noch mal Glück gehabt… Oder war es vielleicht doch eine Heusocke?
Die dritte Experimentalwoche
In der dritten Woche lag wieder der ilanifarbene Fleecestoff den Öttis zu Füßen. Diesmal allerdings im Westflügel, der fortan die Experimentalfläche bleiben sollte. Anstelle der dünnen Fleecedecke, die so kläglich enttäuscht hatte, wurden unter den Hütten und dem Heuballen zusätzliche Stücke vom Polarfleece ausgelegt. Die Geruchsentwicklung über die Woche war gut - d.h. für Zweibeinernasen kaum wahrzunehmen.
Übergangslösung – eine klare Grenze wird gesetzt
Da die aus dem Ostflügel herübergeschleppten Einstreuflocken genauso mühsam vom Fleece abgebürstet werden mussten wie Heuhalme, wurde eine professionelle Grenzkante gebaut, indem eine Leiste auf einem schmalen Brett festgeschraubt wurde. Diese Grenze konnte von allen Öttis problemlos überwunden werden und hielt Einstreuflocken zumindest einigermaßen dort, wo sie hingehörten. Trotz der Leiste wurde noch einiges an Holzflocken auf die Fleecedecke herübergeschleppt, z.B. wenn sich Flummi im Ostflügel komplett mit Einstreuflocken panierte und sich dann - natürlich auf der Fleecefläche, wo sonst? - kräftig schüttelte. Das nächste Schweineheim bekommt eine luftdichte Schleuse mit Entkrümelungsfunktion…
Waschen in Waschsäcken – die unglaublichen Entfesselungskünste Teil II
Gegen Ende der dritten Woche konnte die Waschmaschine in einem weiteren Reparaturversuch auch soweit wiederhergestellt werden, dass sie kein Wasser mehr verlor und endlich die neuen Waschsäcke zum Einsatz kommen konnten. Ergebnis: Molton ist irgendwie in der Lage, sich aus sämtlichen Hüllen und Säcken zu befreien. Grobes Verknoten der Waschsäcke konnte die Moltondecken nicht am Aussteigen hindern. Wieder kleideten Heu und Einstreukrümel die Waschmaschine aus und sämtliche noch in den Fleecedecken hängenden Heuhalme verteilten sich beim Aufhängen der Wäsche in der Waschküche. Der Kellerbesen hatte ab sofort seinen festen Stammplatz in der Waschküche.
Die vierte Experimentalwoche – heimliche Grenzverschiebung gen Osten
Da vom blauen Fleece noch Reststücke vorhanden waren, wurde in der vierten Woche des Fleeceexperiments die Ost-West-Grenze etwas Richtung Osten verschoben und das Fleeceareal vergrößerte sich. Dafür musste nur eine weitere Moltonunterlage angeschafft werden:
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Molton Matratzen Spann-Auflage 140 x 200 cm der Firma ido für ca. 15 Euro
Molton im Vergleich – die Metamorphose von Moltonunterlagen
Im Vergleich zu den Bierbaumauflagen war die neue ido-Auflage dünner und weicher. Außerdem war die Form der dünnen Auflage nach der ersten Wäsche kaum noch rechteckig zu nennen. Die ido-Auflage hatte sich bei der ersten Heißwäsche mächtig verzogen und hatte eher die Form einer Slipeinlage mit Flügeln. Ärgerlich, wenn diese Formveränderung erst NACH dem Zuschneiden auf die passende Form eintritt.
Für unsere Zwecke erschien uns die etwas dickere und festere Auflage von Bierbaum geeigneter, da sie ihre Form auch bei heißer Wäsche beibehalten hat und außerdem auch glatter auf dem Gehegeboden lag ohne Falten zu werfen.
Doch bei beiden Auflagen war nach mehrfachem Waschen festzustellen, dass die Auflagen immer weiter zusammenschrumpften und die anfangs einen Meter breiten Streifen nach wenigen Wäschen schon gut 3 cm Gehegeboden unbedeckt ließen. Zum Glück sind die Öttis an der Vorderkante des Schweineheims nur wenig unterwegs, sodass es ausreicht, wenn dort nur noch Fleece (ohne Moltonunterlage) liegt.
Häuser auf Stelzen – Hochwasserschutz für Öttihäuschen
Da die Öttis massive Holzhäuschen mit ordentlichem Gewicht haben, drückten die Kanten der Häuschen stark auf die Fleeceunterlage. Normalerweise bleibt die obere Fleeceschicht angenehm trocken, da die Feuchtigkeit in das darunter liegende Molton gesaugt wird. Bei stärkerem Druck kommt allerdings wieder Feuchtigkeit nach oben. Daher standen die schweren Häuschen immer „im Nassen“ und die Häuschenkanten weichten nach einigen Tagen spürbar durch.
Um Schimmelbildung durch Staunässe zu vermeiden, wurden den Häuschen kleine Holzfüßchen angebaut. Somit standen die Häuschen nur noch punktuell auf den Füßchen (die zuvor mit wasserfestem Lack gestrichen wurden) und schwebten fortan etwa einen Zentimeter über dem Fleece. Die Kanten blieben daher schön trocken und gleichzeitig hatten die Öttis eine etwas bessere Belüftung in ihren Häuschen.
Die fünfte Woche im Fleeceexperiment – erste Abnutzungserscheinungen
Die dünnen Fleecedecken waren bereits in der fünften Woche nach mehrfachen Wäschen nicht mehr sehr ansehnlich. Die Heukrümel saßen so fest auf der Oberfläche, dass sie weder mit Schütteln noch mit Fegen entfernt werden konnten. Kein schöner Anblick, wenn die zwar frisch gewaschenen, aber über und über heubekrümelten Decken beim Saubermachen neu ausgelegt wurden. Es entstand der Eindruck es sei kurz VOR dem Saubermachen und nicht kurz danach.
Ursache dafür waren sicher auch:
Fest verknotete Wäschesäcke – Vorteil und Nachteil zugleich
Die Wäsche in den Waschsäcken stellte sich als suboptimal heraus. Zwar gelang es mittlerweile, die Säcke so zu verschnüren, dass weder Molton noch Fleece bei 1400 Touren aus dem Beutel entschwinden konnten, dafür zogen sich die Knoten in den Baumwollstricken beim Waschen so unglaublich fest, dass man locker einen zweiten Satz Fingernägel bestellen konnte, um die Knoten zu lösen. Autsch!
Der große Vorteil der Wäschesäcke (dass kein Heu mehr in der Waschmaschine landet) ist zugleich auch der große Nachteil: Das Heu bleibt brav im Waschsack – an der gleichen Stelle, an der es auch vor der Wäsche gesessen hat: auf dem Fleecestoff. Die in den Säcken gewaschenen Stoffe sind genauso heukrümelig wie vor dem Waschen. Außerdem nervt es, jedes mal die ganze Waschküche nach dem Aufhängen der Ötti-Textilien wegen des erheblichen Heu- und Krümelaufkommens fegen zu müssen.
Kellerboden nach Aufhängen der Ötti-Wäsche
Klein-Venedig im Schweineheim
Die Füßchenlösung der Öttihütten hat sich bewährt. Die Häuschenkanten sind nun schön trocken und gut belüftet. Um die Hüttenhygiene weiter zu verbessern, haben die Öttis bei ihrer privaten Handwerksmanufaktur einen großen Haufen Miniunterlagen in Auftrag gegeben, die unter die Hütten gelegt werden können. Dafür werden Fleece- und Moltonstücke in passender Größer übereinandergelegt und vernäht. Diese kleinen Stücke können dann einfach unter den Hütten ausgelegt werden und bei Bedarf häufiger mal ausgetauscht werden. Die untere Moltonunterlage unter den Hütten wird dann nicht ganz so schnell durchgeweicht und auch die Wohnoberfläche in den Hütten bleibt länger duftig-frisch. Farblich haben sich die Öttis natürlich Miniunterlagen passend zu ihren Fleeceauflagen in ilanifarben und blau bestellt; für jedes Häuschen zwei Stück. Somit beläuft sich die kleine Bestellung der Öttis auf 16 Miniunterlagen. Da nur noch ein Stückchen Molton und blauer Fleece übrig war, musste natürlich noch mal in die Geldbörse gegriffen werden:
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Eine Moltonunterlage von Matratzen Concord „Nice Price" 100 x 200 cm für 12,90 Euro
- Antipilling-Polarfleece in den Maßen 150 x 200 cm in beige für ca. 12 Euro
vernähte Miniunterlagen aus Molton und Fleece
Für die täglich anfallenden Fege-Abfälle empfiehlt es sich, eine geruchsdichte, verschließbare Mülltonne in Gehegenähe aufzustellen.
Im Verlauf des Fleeceexperiments stellten sich erstaunliche Erkenntnisse ein:
Fegen will gelernt sein
So einfach die Handhabung eines Gummibesens auf den ersten Blick auch erscheint: Ein Gummibesen kann richtig und falsch verwendet werden. Der Fege-Laie fegt mit einem Besen üblicherweise „mit dem Strich", also borstenschonend. Bohnen lassen sich auf diese Weise problemlos vom Fleece entfernen. Heuhalme und –krümel verbleiben bei dieser Technik allerdings recht hartnäckig auf dem Fleece. Mit der passenden Borstenausrichtung „gegen den Strich" hat der Gummibesen wesentlich mehr Griffigkeit und bürstet Heurückstände wesentlich schneller und effektiver ab. Zartbesaiteten stellen sich möglicherweise bei dieser Fegetechnik die Nackenhaare auf, aber der Gummibesen nimmt von dieser Anwendung (im Gegensatz zum klassischen Borstenbesen) keinen Schaden und das tägliche Abfegen geht viel schneller und nervenschonender von der Hand.
Die zwei Seiten von Fleece – genaues Hinschauen lohnt sich
Beim Polarfleece lassen sich die zwei Seiten anhand der verschiedenen Oberflächenstruktur recht einfach unterscheiden. Die wollige, etwas plüschigere Seite, die wohl normalerweise die Oberseite darstellt und die deutlich glattere Unterseite. Bei den Öttis hat es sich bewährt, das Fleece mit der glatteren Unterseite nach oben zu legen, also die flauschigere Seite nach unten, da sich allerlei Öttirückstände von der glatten Seite einfacher abfegen lassen.
Doch auch bei den dünneren Fleecedecken, die auf den ersten Blick von beiden Seiten identisch aussehen, gibt es einen Unterschied zwischen beiden Seiten. Bei ganz genauem Hinsehen kann man auch bei den dünnen Fleecedecken eine ETWAS wolligere Seite entdecken, die minimal längere Flusen hat. Im Ötti-Experiment hat es einen deutlichen Unterschied beim Fegekomfort bedeutet, welche Seite oben lag. Da sich 100-Spieleboxelani schon zuvor beim Mikadospielen über die vollgekrümelte und mit Heu gespickte Fleecedecke geärgert hatte, legte sie seit dieser Erkenntnis nur noch die glattere Unterseite nach oben, sodass das Heu etwas weniger haften blieb.
oben blauer Polarfleece, unten grauer dünner Fleecelinks die Unterseiten, rechts die Oberseiten
Unser Sonderfall: Ein OP-Schweinchen befleect das komplette Schweineheim (September 2014)
Etwa zwei Monate nach Beginn des Fleece-Experiments stand bei Muffin
eine große Zysten-Operation an. Glücklicherweise hatte Muffin die OP gut überstanden. Die Fleecehaltung zu dieser Zeit war ein großer Glücksfall, denn direkt nach einer OP (insbesondere bei einer großen Narbe am Bauch) dürfen Meerschweinchen für mindestens eine Woche NICHT auf Einstreuflocken sitzen, da diese (oder der feine Staub) die frische OP-Narbe verunreinigen könnte und somit eine Entzündung der Narbe herbeiführen kann.
Häufig wird empfohlen, frisch operierte Meerschweinchen auf Handtüchern zu halten. Muffi hatte das Glück, dass das frisch gewaschene Fleece genauso als Untergrund taugte und konnte somit auch direkt nach der OP gemeinsam mit den anderen Öttis im gewohnten Gehege auf dem bereits bekannten Fleecestoff wohnen. Und vertraute Umgebung bedeutet für Meerschweinchen immer auch Stressvermeidung und somit eine gute Voraussetzung für schnelle Genesung.
Da wir nur für das halbe Schweineheim mit Fleece ausgerüstet waren, wir aber den notwendigen doppelten Materialsatz zum Wechseln hatten, konnten wir zur OP-Nachsorge auch einmalig das komplette Schweineheim befleecen.
Insbesondere die kleinen Fleecematten erwiesen sich in der OP-Nachsorge als extrem praktisch, denn so konnte der Untergrund an den bevorzugten Liegestellen täglich innerhalb von Sekunden mit wenigen Handgriffen komplett erneuert und hygienisch einwandfrei sauber gehalten werden.
In dieser einen Woche, in der das gesamte Schweineheim mit Fleece ausgelegt war, zeigte sich aber auch ein deutlicher Nachteil: Das gesamte Schweineheim mit gut fünf Quadratmetern Fläche zur Reinigung abzufegen, war extrem zeitaufwendig - nicht zuletzt natürlich auch aus dem Grund, dass Krankschweinchen Muffi jederzeit überall kleine Extra-Heuhäufchen vor der Nase benötigte und somit nahezu die gesamte Fläche mit Heu belegt war.
Einstreu oder Fleece – wo kackt es sich besser?
Und es offenbarte sich erstmalig seit Beginn des Fleece-Experiments eine Vorliebe der Öttis zur Bohnenablage. Denn im komplett mit Fleece ausgelegten Schweineheim war plötzlich die Menge der täglich zu entfernenden Schweinebohnen deutlich höher als beim nur hälftig befleecten Gehege. Bei doppelter Fleecefläche war mit etwa doppelter Bohnenmenge zu rechnen. Es erwies sich jedoch, dass die Öttis bisher zum Köddeln scheinbar lieber die Einstreuhälfte des Schweineheims gewählt hatten, denn das Bohnenaufkommen erschien plötzlich mindestens drei mal so hoch, wie zuvor im halben Fleecegehege.
Wir wissen nicht warum und können über die Gründe nur mutmaßen, aber Fakt ist, dass die Öttis bei freier Wahl lieber ins Einstreu bohnen als auf Fleece – auch wenn ihre Aufenthaltsdauer auf beiden Untergründen gleich lang ist. Vielleicht können sie ihre Hinterlassenschaften
im Einstreu besser unterbuddeln und bevorzugen daher diese Variante. Vielleicht finden sie Fleece auch so toll, dass sie ihn nicht verunreinigen möchten.
Materialabnutzung nach drei Monaten (Oktober 2014)
Nach drei Monaten im Einsatz waren an den verwendeten Materialien erste Abnutzungserscheinungen zu sehen. Die Moltoneinlagen schrumpften weiterhin etwas zusammen, sodass sie nach jedem Waschen in die Breite gezogen werden mussten. Dennoch fehlten ein paar Zentimeter zur Abdeckung der hintersten Gehegeseiten.
Die kleinen Fleecematten verzogen sich (trotz mehrfacher Vorwäsche aller Materialien!) durch die weitere Moltonschrumpfung zu unschönen Formen und ließen sich bereits nach wenigen Waschdurchgängen nicht mehr richtig glatt auf den Fleeceuntergrund legen. Somit war auch das Abfegen der Böhnchen auf dem welligen, faltigen Untergrund aufwendiger.
Die unschönsten „Verschleißerscheinungen" wies der Fleecestoff auf. Insbesondere die günstigen, dünnen Fleecedecken waren mit Heuhalmen gespickt, die sich beim Waschen so fest in den Stoff hineingeschoben hatten, dass sie mit keinem Besen der Welt mehr abgefegt werden konnten. Eine Pinzette hätte vielleicht Erfolg haben können. Dafür fehlten uns aber die Zeit und die Muße. Die dicken Fleecedecken waren noch in besserem Zustand, aber auch daran (bzw. darin) hingen Heuhalme und insbesondere Haare fest, sodass die Oberfläche auch direkt nach dem Saubermachen unschön und etwas verschmutzt aussah, auch wenn alle Stoffe frisch aus der Waschmaschine kamen. Den Öttis war das vermutlich schnurz, für das ackernde Zweibein war so ein Ergebnis jedoch ziemlich frustrierend.
Ende des Fleece-Experiments nach 7 Monaten (Januar 2015)
Warum haben sich die Öttis langfristig gegen Fleece entschieden?
So schön die Vorteile der Fleecehaltung auch sind (an erster Stelle: Staubfreiheit – an zweiter Stelle: Staubfreiheit – an dritter Stelle: Staubfreiheit!), so lästig wurde mit der Zeit der Arbeitsaufwand für diesen Luxus. Im Langzeittest zeigte sich, dass der Aufwand zur Reinigung bei Fleecehaltung unterm Strich doch bedeutend größer ist, als bei Einstreu. Eine schnelle, kleine Reinigung von müffeligen Ecken mit ein paar Schaufeln voll Holzflocken ist unmöglich. Es muss jedes mal eine Großreinigung durchführt werden, die größere Umbaumaßnahmen erfordert und alleine das Fegen vor dem Stofftausch nimmt mehr Zeit in Anspruch als die Komplettreinigung des Einstreu-Gehegeteils.
Zudem fällt tägliche Fegearbeit an, die irgendwann furchtbar nervt. Im Verlauf der siebenmonatigen Fleece-Erprobungsphase stellte sich heraus, dass die vielen kleinen Minireinigungen letztlich von dem kleinen Zeitkonto abgehen, das wir ohnehin nur für die Öttis zur Verfügung haben. Die 10 Minuten am Morgen, in denen sonst gequatscht, betüddelt und genasenstupst wird, gingen komplett fürs Saubermachen drauf. Ähnlich lief es abends ab, sodass die betreuenden Zweibeiner das Gefühl bekamen, nur noch zum lästigen Fegen Öttikontakt zu haben. Die Öttis selbst haben nicht sichtbar darunter gelitten (sie haben es sich bestimmt nur nicht anmerken lassen, wie sehr ihnen die Streicheleinheiten fehlten, um uns nicht allzu sehr zu belasten…) aber das Zweibein ging nach einigen Monaten mit reduzierter Ötti-Dosis (und erhöhter Gummibesendosis) emotional auf dem Zahnfleisch.
Das Heuangebot einzuschränken, um weniger fegen zu müssen, kam nicht in Frage. Schließlich zeigten die Öttis ganz deutlich, dass sie zum Wohlfühlen einen Heuteppich benötigen und breiteten ihn innerhalb von wenigen Minuten nach dem Fegen wieder frisch und großflächig aus. Die Wohlfühlgrundlage wollten wir den Öttis zu Gunsten des Fleecestoffes keinesfalls entziehen.
Nicht zu verachten ist bei Fleece-Gehegen auch die Arbeit, die zur Reinigung und Trocknung der Stoffe anfällt und die das Reinigungspersonal trotz Waschmaschine über einen ganzen Tag immer wieder beschäftigt mit Waschmaschine vollstopfen, ausräumen, Wäsche aufhängen, Krümel ausklopfen, Waschküche fegen, usw. Und ein bisschen Wäsche von den Zweibeinern fällt ja nebenbei auch noch an, da sie ja keinen natürlichen Pelz bei der Arbeit tragen können. Bei jeder Gehegereinigung fielen (bei dem wohlgemerkt nur zur Hälfte befleecten Schweineheim!) zwei Ladungen für die Waschmaschine an. An eine komplette Befleecung des gesamten Schweineheims war also gar nicht zu denken, weil dann in jeder Woche vier bis fünf Maschinen voll Schweinewäsche angefallen wären. Von den Anschaffungskosten für noch mehr Stoffe mal ganz zu schweigen.
Auch unser Mitleid mit der sich quälenden Waschmaschine wuchs beständig an, da das Schleudern der schweren, mit Molton befüllten Waschsäcke sie regelmäßig an ihre Leistungsgrenzen brachte. Da uns auch das Wohlergehen und die Lebensdauer unserer Waschmaschine am Herzen liegen, war auch sie sicherlich froh über die Entscheidung, wieder komplett auf Einstreu umzustellen.
So wohnen die Öttis nach einer intensiven Testphase von sieben Monaten nun wieder auf Holzflockeneinstreu. Wir sind um einige Euro für Stoffeinkäufe ärmer, aber reicher um die Erkenntnis, dass Fleece als Wohnuntergrund für Meerschweinchen zwar ein netter Luxus ist, der jedoch für große Gehege wegen des immensen Wäscheaufkommens und Fegearbeiten für die Öttis nicht praktikabel ist.
Ein halbes Jahr Lord of the Fleece: Der Fipsmann!