Auch wenn Meerschweinchen leider in vielen Haushalten noch in Gitterkäfigen wohnen müssen, gibt es glücklicherweise neben den klassischen Meerschweinchenhaltern nach und nach auch immer mehr echte Meerschweinchenfreunde, die ihren bepelzten Mitbewohnern nicht nur die minimale Fläche zum Überleben, sondern wenigstens ausreichenden Wohnraum zum Leben bieten möchten.
Da eine angemessene Grundfläche in einem Gitterkäfig einfach nicht untergebracht werden kann und die Fläche auch für eine schweinegerechte Gehegestruktur viel zu klein ist, greifen Meerschweinchenfreunde zu Hammer und Nagel und bauen Eigenbauten, die groß genug sind für Laufflächen, Schlummerecken, Heuliegewiesen, Versteckhöhlen, etc. In einem ausreichend großen Gehege mit abwechslungsreicher Struktur lässt sich ein Schweineleben viel besser führen.
Trotzdem kann es einer von Natur aus neugierigen Schnobbernase schon mal langweilig werden, wenn sie tagein tagaus immer nur die gleichen Höhlen erkunden und die gleichen Kuschelecken plattliegen kann. Außerdem reichen auch große Eigenbauten meist nicht aus, um dem Bewegungsdrang der Pelzbirnen gerecht zu werden. Darum sollte den Schweinchen regelmäßig die Gelegenheit geboten werden, ihr vertrautes Heim zu verlassen, um sich außerhalb ihres Domizils ein wenig die Pfoten vertreten zu können und die Nase mal unter unbekannte Regalböden oder in neue Schuhkartons zu stecken.
Freilauf - nach Belieben?
Ideal ist es, wenn man den Meerschweinchen die freie Wahl lässt, ob sie ihr Gehege verlassen möchten, oder lieber drinnen bleiben. Bei Käfigen oder Gehege, die auf dem Boden stehen, genügt eine einfache Holzbrücke, die man an den Ausgang stellt oder ein schräges Brett, über das die Schweine nach draußen gelangen können.
Beim Schweineheim 2.0 konnten wir die unterste Plexiglasscheibe des Geheges öffnen und den Öttis freistellen, ob sie rauskommen möchten oder nicht. Nach kurzer Zeit kannten sie das Geräusch beim Öffnen ganz genau und kamen sofort heruntergerannt, stürzten ins Schweine-Zimmer und düsten herum. Scheue Schweinchen (so wie Ninja und Frieda, die Freilauf aus ihrem alten Zuhause noch gar nicht kannten) konnten auf diese Weise erst mal am Ausgang stehen bleiben und die Lage sondieren (erschnüffeln). Sie konnten die anderen Schweine im Auslauf beobachten und verließen erst dann ihr bekanntes Terrain, wenn sie sich trauten. Stress kommt so beim selbstständigen Ein- und Aussteigen gar nicht erst auf. Und die Neugier treibt früher oder später jedes Schweinchen nach draußen.
Auch der Rückzug in das Schweine-Gehege findet beim selbstständigen Freilauf genau dann statt, wenn ein Schweinchen keine Lust mehr auf Freigang hat. Jedes Schwein tapst nach eigenem Gutdünken in das Gehege zurück. So kann jeder in Ruhe erledigen, was eben so ansteht. Andererseits wird niemand zu seinem Glück gezwungen. Manchmal ist die große Entdecker-Laune schon nach fünf Minuten verflogen. Waren die Schweinchen allerdings ein paar Tage nicht draußen, oder gibt es draußen ein paar Leckerchen oder interessante Tunnellandschaften, kann es auch sein, dass sie auch mal eine halbe Stunde oder länger draußen bleiben.
Doch keine Sorge: Auch bei dieser Methode ist man den Launen der Schweine nicht zu 100% ausgeliefert. Wenn es mal schnell gehen muss und die Schweine wieder ins Gehege hineinsollen, bevor sie ihren Ausflug selbst als beendet ansehen, lassen sie sich sehr schnell mit ein paar Leckerchen wieder ins Gehege hineinlocken.
Spaß im Auslauf
Oft hört man "Meine Meerschweinchen brauchen keinen Auslauf - Die sitzen eh nur bewegungslos in einer Ecke." Meist liegt diese Bewegungsstarre nicht an Lustlosigkeit oder fehlendem Bewegungsdrang, sondern schlicht und ergreifend an Angst. Muss man seine Schweine für den Auslauf einfangen, um sie dann nach draußen zu setzen, kann dies schon zu großem Stress führen, wenn das Tier das Hochheben nicht gewohnt ist. Der plötzliche Wechsel in die unbekannte Umgebung gibt dem Schweinchen den Rest.
Auch die Einrichtung der Freilauffläche ist wichtig. Zum einen sollte der Untergrund nicht zu kalt und glatt sein. Auf Laminat und Fliesen können Schweinchen nur schlecht laufen. Wenn sie sich erschrecken und schnell flüchten wollen, rutschen sie so stark mit den Krallen, dass sie gar nicht von der Stelle kommen - und dann kommt richtige Panik auf. Daher sollte man Teppiche oder Decken auslegen, auf denen die Schweine möglichst rutschfrei laufen können.
Nach einigen vorsichtigen Versuchen laufen Meerschweinchen erfahrungsgemäß auch auf glatten Untergründen recht sicher. Doch allein wegen der Kälte von Fliesen sollte man immer auch zumindest einen Teil der Auslauffläche mit Decken oder ähnlichem auslegen. Gute Dienste leistet uns eine günstige IKEA Tagesdecke, die schön groß und dünn ist (passt also gut in die Waschmaschine). Wegen der glatten Oberfläche lassen sich Einstreuflocken leicht abschütteln.
Doch auch beim tollsten Untergrund werden die Schweinchen nur ein paar Runden drehen und dann wieder in ihr Gehege verschwinden, wenn sich nichts Interessantes zum Beschnüffeln findet. Ängstliche Schweine trauen sich bei einer völlig leeren Freilauffläche möglicherweise gar nicht erst hinaus. Es sollten immer genügend Hütten oder Kartons zum Verstecken angeboten werden. Dorthin kann man auch mal schnell huschen, wenn einem etwas unheimlich erscheint, ohne direkt wieder ins Gehege zu flüchten. Spielmöglichkeiten machen einen Ausflug ins Freie natürlich erst so richtig spannend.
Aufsicht
Wenn Meerschweinchen den Freigang in ihrem Zimmer erst einmal gewohnt sind und angstfrei herumlaufen, zeigt sich ihre Neugier. Sie trauen sich in die entlegensten Winkel und beschnüffeln alles und jeden. Sie kriechen überall drunter, wo ihr Schweinepopo noch drunterpasst und auch kleine Nischen und leere Regalböden werden inspiziert.
Alles was irgendwie interessant riecht, wird auch schon mal angenagt.
Man sollte daher die Schweine beim Freilauf niemals alleine lassen, wenn man nicht alles absolut schweinesicher aufgebaut hat. "Schweinesicher" heißt in diesem Fall: FÜR die Schweine sicher - aber auch VOR den Schweinen sicher.
Ötti-Sicherheits-Checkliste
Sind irgendwo in erreichbarer Höhe (bis 35 cm) Stromkabel?
Könnten teure Möbel angeknabbert werden?
Liegt irgendwo ein Teppich, der auf keinen Fall Meerschweinchenspuren bekommen darf?
Ist ein anderes Haustier in der Nähe, das die Schweinchen vielleicht als Beute ansehen könnte?
Liegt irgendwo Plastik oder anderes gesundheitsschädliches Material herum, das angefressen werden könnte?
Können die Schweinchen irgendwo "ausbrechen" und verschwinden?
Könnten andere Familienmitglieder versehentlich auf ein Schweinchen treten?
Könnten sie versehentlich von einer Tür verletzt werden?
Ist der Untergrund so empfindlich, dass Pipiflecken sofort entfernt werden müssen?
Nur wenn man alle Fragen sicher mit "Nein" beantwortet, kann man die Schweinchen auch unbeaufsichtigt im Auslauf lassen.
Genügt bei Auslauf ein kleineres Gehege?
Regelmäßiger Auslauf ist für Meerschweinchen eine tolle Abwechslung im Alltag. Je häufiger den Schweinchen diese zusätzliche Lauf-, Bewegungs- und Beschäftigungsmöglichkeit geboten wird, um so besser. Allerdings gibt es Schweinedinge, die jederzeit möglich sein müssen – ganz unabhängig davon, ob die Tore zum Freilauf gerade geöffnet sind oder nicht.
Zum Beispiel kommt auch in der harmonischsten Schweinegruppe gelegentlich Streit auf, wenn einer dem anderen den besten Heuhalm vor der Nase wegklaut. Das muss sofort geklärt werden – mit Gehoppel, Gedüse und Hinterherjagen. Damit können Schweine nicht warten, bis das Zweibein von der Arbeit nach Hause kommt oder bis die Besucher endlich das Wohnzimmer verlassen und wieder zur Schweinebesiedlung freigeben.
Wird eine Schweinedame brommselig, muss sie dies sofort kund tun und alle Kollegen aufmischen und bezirzen. Das dazugehörige Gerappel kann nicht auf später verschoben werden. Hormone fordern sofortige Aktivität!
Fällt einem Schweinemann plötzlich ein, was für ein toller Typ er ist, muss er dies seinen Damen (oder männlichen Kollegen) sofort mitteilen - wilde Bocksprünge, Kapriolen und Schweinespurts inklusive.
Meerschweinchen brauchen daher jederzeit ein Gehege mit ausreichend großer Grundfläche. Rennen, Springen und Düsen gehören für Meerschweinchen zu den Grundbedürfnissen, die nicht verschoben werden können. Die Fläche, die Meerschweinchen beim Auslauf zur Verfügung steht, ist als Ergänzung zur regulären Wohnfläche anzusehen. Eine zu geringe Gehegefläche kann auch durch häufigen Auslauf nicht ausgeglichen werden. Daher ist es wichtig, die Wohnfläche des Schweineheims in jedem Fall so groß zu wählen, dass alle Schweineaktivitäten jederzeit – also auch außerhalb der Freilaufzeiten – möglich sind.
Auslauf - lohnt sich!
Die Arbeit, die man durch den Freilauf der Schweinchen hat, ist überschaubar. Mit Hin- und Wegräumen aller Hütten und Co und anschließendem Fegen dauert es meist nicht viel länger als eine halbe Stunde. Doch sie bringt den Meerschweinchen viel Abwechslung in den Alltag, hält sie fit und macht auch den Zweibeinern Spaß, denn im Auslauf kann man die Schweinchen mal richtig in Aktion erleben und sich prima mit ihnen beschäftigen.
Der Dank, den man dafür erhält, ist nicht immer ganz offensichtlich. Die Schweinchen werfen sich einem nicht dankbar um den Hals und schreiben auch keine Dankeskarten. Doch wenn man sieht, dass sie nach dem eifrigen Herumwuseln und geschäftigen Beschnüffeln erschöpft ins Einstreu sinken und ein Schläfchen einlegen, dann weiß man, dass es sich gelohnt hat.
Und manchmal kann man ihnen ihre Freude beim Auslauf auch ganz deutlich ansehen.
Auslauf statt Auflauf!
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