Grundstein
Januar 2010
Meerschweinchen - Der etwas andere Genuss
Viele Meerschweinchensklaven kennen diese Situation: Man ist auf einer Party, macht Smalltalk und erwähnt nebenbei, dass man Meerschweinchen zu Hause sitzen hat. In der illustren Gesellschaft findet man immer einen Spaßvogel, der dann mit dem lustigen Spruch kommt: "Meerschweinchen? Die kann man doch essen! Wie schmecken denn die?"
Üblicherweise reagiert man dann mit: "NEIN! Die sind voll knopfig! Die darf man nicht essen! Das machen nur die bösen Südamerikaner in der 3. Welt!"
Aber stimmt das überhaupt?
Nach der Party kommt man dann ins grübeln: Kann man Meerschweinchen wirklich essen? Gehören sie statt zu den Nagetieren zu den Genussmitteln? Geschüttelt oder gerührt? Schmecken Rosetten oder hat man dann Haare auf den Zähnen?
Viele Fragen erfordern viele Antworten. Und die gibts hier. Oder auch nicht.
Essen alle Südamerikaner Meerschweinchen?
Um diese Frage exakt beantworten zu können, müsste man die alle fragen. Und bei ca. 400 Mio. Menschen ist das relativ zeitaufwändig. Von daher geben wir nur wieder, was wir aus diversen Quellen zusammentragen konnten.
In manchen Gegenden Südamerikas werden spezielle "Fleischrassen" gezüchtet. Hierzulande ist diese Art als "Cuy" bekannt. Diese Meerschweinchenart ist locker doppelt so groß wie z.B. Flecki und wiegt bis zu 4 kg. Vergleichbar ist diese Art von Masttierhaltung mit Kaninchenhaltung in Europa. Nur dass die Cuys in Südamerika keinen Namen bekommen, bevor sie dann zu Weihnachten im Römertopf landen.
Wer keine Feinde hat, kann ja mal in einem der diversen Kaninchenforen nach leckeren Rezepten fragen...
Wir sind jedoch nur für Meerschweinchen "zuständig" und essen keine Nagetiere oder deren biologische Nachbarn.
Geschmacklich sollen sich Kaninchen und Cuys allerdings ähneln.
Aufgrund ihrer Größe werden Cuys hierzulande nur von "Fans" gehalten und sind (zum Glück) nicht im Zoohandel erhältlich.
Und wer jetzt auf die bösen, bösen Südamerikaner schimpft: Die europäischen Seefahrer haben früher Meerschweinchen als Proviant von Südamerika mit nach Europa gebracht. Ohne diese ungewöhnliche Speiseplanbereicherung wären die süßen Fellbirnen wahrscheinlich gar nicht in unseren Wohnzimmern gelandet! Und bei manchen Leuten steht das Schweineheim sogar in der Küche!
Meer Infos zu diesem Thema gibt es während der Zeitreise zu sehen.
Auf diesem Bild ist Andis Schwippschwager "Ondi" zu sehen als er mal Flecki besuchte. Hier sieht man gut den Unterschied zwischen Meerschweinchen Flecki und Cuy Ondi.
Rezept Nr.1 - Tee-Wurst
Wenn Andi sich lang macht, erinnert er stark an eine Teewurst. Und Teewurst heißt Teewurst, weil man sie super zum Tee genießen kann.
Dabei ist die Tee-Art genießerabhängig. Sei es schwarzer Earl-Grey, Discounter-Hagebutten-Beutel, der esoterisch angehauchte "Mach-Liebe-mit-Mir"-Tee, Krömmel-Zitronentee, Blasen- und Nierensteintee oder Mr. T vom A-Team.
Alle Sorten eignen sich zum entspannten Tee-Wurst-Genuss.
Zu der dampfenden Tasse Tee nimmt man noch einen bequemen Sessel, Stuhl, Sitzsack,... und Andi.
Hinsetzen, Tee schlürfen und Andi genießen. Das ist das Tee-Wurst Rezept.
Der weiße Fleck stört zwar ein bischen die 100%ige Teewurst-Optik, es lässt sich aber daraus schließen, dass sich der weiße Fettanteil auf einer Seite der Andi-Wurst angesammelt hat. Liegt wahrscheinlich daran, dass der Andi aus einer Notstation kommt und nicht auf optische „Reinheit“ gezüchtet wurde. Wer eine Top Teewurst-Optik haben will sollte sich bei entsprechenden Meerschweinzüchtern umsehen.
"Guten Tag! Haben Sie ein Meerschweinchen, das wie eine Teewurst aussieht?"
Verbietet mir meine Religion, Meerschweinchen zu essen?
Lt. "Spiegel" befinden sich in den Kirchen von Lima und Cuzco Darstellungen des Abendmahls, auf denen Jesus und seine Jünger geröstete Meerschweinchen verzehren. Auch in der Bibel befindet sich eine Passage, mit einem Hinweis auf christliche, kulinarische Experimente: Moses teilte das Meer(schwein?) und verteilte es unter den Armen (oder so ähnlich, die Ötti-Redaktion ist nicht sehr bibelfest...).
Herr Büder hat uns freundlicherweise erlaubt, sein Foto des Abendmahls aus der Kathedrale zu Cuzco zu zeigen. Darauf sieht man Jesus und seine Jünger mit einem Meerschweinchen auf der Tafel.
Bei den Moslems und Juden schaut es so aus, dass keine Schweine gegessen werden dürfen, da es sich lt. Vorgaben der jeweiligen Religion um "unsaubere" Tiere handelt. Da die Öttis immer sauber sind, weil sie sich regelmäßig putzen und kratzen, darf ein Anhänger dieser Religionen selbstverständlich auch z.B. Knopfaugen-Sorbet oder Connylade essen.
Andere Religionen werden aktuell noch recherchiert. Hat vielleicht ein Leser Tipps für uns? Außerdem sind wir noch auf der Suche nach einem Foto des Abendmahls aus der Kirche in Lima.
Kontakt dazu gerne per Mail!
Rezept Nr.2 - Germknödel mit Mohn-/Zuckerstreusel
Germknödel sind in den Alpenregionen sehr beliebt. Ist ja auch logisch, denn die Meerschweinchen kommen ja aus den Anden und brauchen einfach Berge um gut zu schmecken.
Oft sind Germknödel mit Pflaumenmus gefüllt, was aber im Zusammenhang mit guter Meerschweinchenküche nicht zu empfehlen ist. Pflaumen enthalten viel Zucker und können Durchfall hervorrufen. Durchfall ist für den empfindlichen Schweinedarm sehr gefährlich und sollte nicht bewusst herbeigeführt werden. Als Ersatz für die Füllung empfehlen wir daher frische Kräuter wie Basilikum, Löwenzahn oder auch Petersilie.
Nachdem man die Germknödel im Wasserbad ca. 5 Minuten erhitzt hat, kann man sie schön auf einem Teller anrichten.
Zum Schluss wird der Knödel noch mit leckeren Mohn-/Zuckerstreuseln aus 100% Meerschwein garniert und fertig ist eine köstliche Süßspeise. Wenn man gerade keine Germknödel zu Hand hat, kann man auch nur die Frieda nehmen. Die ist sogar süß, ohne sie essen zu müssen.
Welche Soße passt zu Meerschweinchen?
In der Küche gibt es zwei übliche Grundsoßen.
Eine helle und eine dunkle. Mit etwas Senf und Dill kann man zum Beispiel aus der hellen Grundsoße eine köstliche Senfsoße zum Fisch zaubern.
Oder gibt es Rinderrouladen? Einfach die dunkle Grundsoße mit scharfer Würze, Tomatenmark und Rotwein verfeinern.
Doch was für eine Soße wird für Meerschweinchen empfohlen?
Meerschweinchen sind trotz ihres Namens schlechte Schwimmer. Gerade bei langen Haaren (z.B. Peruaner) oder wie bei Mega-Fell-Knäuel Frieda ist Schwimmen sehr anstrengend. Außerdem vergessen die kleinen Fellmurmeln immer, welche Pfote von den vieren gerade mit Paddeln dran ist...
Daher empfehlen wir, Meerschweinchen ohne Soße zu genießen.
Außer beim Andi, der ist immer voll süß und wenn man ihn dann schubbert, wird er sauer. Da wäre also eine süß-sauer Soße aus der asiatischen Küche zu empfehlen...
Rezept Nr.3 - Südamerikanische Pampa-Bohnensuppe
Hierzu benötigt man 500 ml klare Brühe, ca. 50 g Mehl, Salz und Pfeffer, eine Einlage die je nach Geschmack variiert werden kann und ca. 40 Schweinebohnen.
Etwas Brühe (ca. 100 ml) in einem Topf erhitzen (am besten einen alten, den man später nicht mehr zum kochen verwenden will) und die Bohnen dazu geben. Ohne Deckel bei mittlerer Flamme eine Stunde kochen und bei Bedarf etwas Brühe auffüllen.
Die zerkochten Bohnen in der Brühe werden dann mit dem Mehl angedickt. Sollten keine Bohnenstückchen erwünscht sein, kann man mit dem Pürierstab eine klumpenfreie Suppenbasis schaffen.
Die Basis zusammen mit der restlichen Brühe aufkochen und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Hierzu am besten unerwünschten Besuch damit beauftragen.
Zum Schluss noch die Einlage entsprechend der Packung kochen und fertig ist die berühmte Südamerikanische Pampa-Bohnensuppe.
Übrigens: Dieses Rezept reicht locker für über 10 Personen, da sich der Appetit bei dieser Speise doch arg in Grenzen hält.
Als Einlage empfehlen wir leckere südamerikanische Buchstabennudeln. Die sind nicht nur voll plüschig, sondern man kann auch super Worte damit legen...
Geschüttelt oder gerührt?
Meerschweinchen sollten auf keinen Fall geschüttelt genossen werden, da das Größen- und Stärkenverhältnis von Schüttler und Ötti viel zu groß ist.
Stellen Sie sich mal vor, sie würden z.B. von King Kong, dem Riesen Schmatz-Schmatz, Baumbart oder einem Bollog durchgeschüttelt.
Würde Ihnen bestimmt nicht gefallen...
Unter „gerührt“ können sich auch die SIFLE-Autoren nichts vorstellen und empfehlen daher lieber „berührt“.
Das Berühren eines Meerschweinchens kann den totalen Genuss bedeuten und sollte daher auch entsprechend in aller Ruhe angewendet werden. Je nach Schweinetyp wird es ertragen, hingenommen, nicht akzeptiert oder, in seltenen Fellen, ebenfalls etwas genossen.
Grundsätzlich stehen Schweine aber nicht auf „Berühren“ und leiden - je nach Persönlichkeit - darunter, dass sie zwar wie Kuscheltiere aussehen, aber keine sind. Das kann man leicht daran erkennen, dass sie keinen Knopf im Ohr haben. Und selbst wenn sie einen Knopf im Ohr hätten, besteht immer noch die Möglichkeit, dass sie kein Kuscheltier sind, sondern bei einer Agentur für Personenschutz angestellt sind. „Posten 3, Andi hier! Alles ruhig, nur die Ninja schnobbert an der Korkröhre rum..“
Empfehlung von unserem „5-Schweine“-Koch: Wirklicher Genuss beim Berühren entsteht nur, wenn Schweini freiwillig mitmacht.
Rezept Nr. 4 – Einstreu-Eintopf
Als Basis wird hierfür ein handelsüblicher Eintopf je nach persönlichem Geschmack empfohlen. Ob selbstgemacht, aus der Dose oder mit diesen Glutamat-Pulver-Tüten aus dem Fertigfutterregal angerührt - hier sind Ihrer Phantasie keine Grenzen gesetzt.
Während der Eintopf vor sich hinköchelt macht man sich daran, das Schweineheim zu reinigen. Eine optimale Mischung ist eine Schweineheimgröße, deren Reinigung der Kochzeit des Eintopfes angepasst ist. Ein Glutamat-Tüten Eintopf muss ungefähr so lange kochen wie die Reinigung eines Plastikwannenkäfigs benötigt. Während z.B. die Reinigung unseres Schweineheim 2.0 locker die Kochzeit eines selbstgemachten Steckrüben-Eintopfs erreicht.
Ist die Schweinewohnlandschaft wieder sauber und die Öttis liegen erschöpft in der Ecke (sie mussten ja auch unheimlich viel mithelfen...), begibt man sich direkt in die Küche und rührt kräftig um. Scheuen Sie sich nicht, mit vollem Körpereinsatz zu rühren. Auch wenn es für den durchs Küchenfenster spähenden Nachbarn wie eine Choreographieübung fürs DJ Bobo Tanzballett aussieht: Egal! Geben Sie alles!
Durch die physikalischen Grundgesetze unseres Planeten werden automatisch alle Einstreuflocken von ihrem Pullover und der Hose geschleudert. Hier trennt sich dann die Koch-Elite vom Hobby-Mikrowellen-Benutzer (HMB). Während der HMB alles wieder zusammenfegen und mit dem Kehrblech wieder an den Herd rücken muss, schafft es der Elite-Koch, dass alle Einstreuflocken direkt im Kochtopf landen.
Noch einmal kurz abschmecken, und fertig ist der Einstreu-Eintopf.
Guten Appetit!
Über Backen
Wenn man Meerschweinchen über Backen anspricht, stellt sich schnell heraus, dass die Po-Backen viel interessanter sind, als die Mümmel-Backen. Während Andi am liebsten weiche, breite Backen genießt und daher auf der Ninja länger liegen bleibt als z.B. auf der Conny, lästern die Mädels schon mal rum, wer wieder etwas abgenommen hat oder wer bestimmt nur aus Haut und Knochen besteht. Fakt ist aber, lt. allen Schweinen: Dicke Backen sind zum Genießen unumgänglich.
Während unter uns Menschen ein Schlankheitswahn umgeht, und ein dicker Pöter ein Ausschlusskriterium für eine Hauptrolle im Hollywood-Blockbuster ist, ist ein ordentlicher „Pöppes“ ein Schweine-Muss für den Genuss.
Wenn die rollige Schweinedame vor dem interessierten Andi wegläuft, schwenkt sie ihren Fellhintern immer ein bisschen hin und her, um ihr Hinterteil sogar noch größer wirken zu lassen, damit der Andi sie bloß nicht aus den Augen verliert! Nach dem üblichen „Ich will nicht, dass du hinten aufreitest, aber ich laufe extra langsam, damit du mich einholen kannst“ erfolgt dann der eigentliche Genuss.
Über Backen und Meerschweinchen könnten wir Menschen also noch einiges lernen. Gertenschlank sieht vielleicht toll aus, aber gemütlich ist es nicht....
Rezept Nr. 5 – Suppeneinlage
Kennen Sie das auch? Ihre Klare Brühe ist zu klar? In der Anrührtüte waren nicht mal getrocknete Selleriereste drin? Und die homöopathische Hühnersuppe kann sich nur noch an ein Huhn erinnern, hat aber keinen Fetzen Fleisch drin?
Oder Sie sind mit ihrem Traum-Date in einem teuren Restaurant, können sich nicht einmal die Vorspeise leisten und es gibt absolut keinen Grund das Essen zu reklamieren?
Dem können Sie jetzt Abhilfe schaffen!
Ziehen Sie sich ihren Lieblings Fleece-Pullover (wir empfehlen Qualitätsware aus 100% deutschen PET-Flaschen direkt aus der Volksrepublik China – was sind denn schon 16000 km Transportweg...) und schnappen Sie sich die Frieda. Nicht unsere, denn die wollen wir behalten, aber den bei Ihnen wohnenden entsprechenden Frieda-Typ.
Setzen Sie sich auf Ihr Gesäß und „Frieda“ auf Ihren Bauch, oder wenn Sie besonders ausgeprägte Brüste haben auch gerne auf Ihren „Balkon“. Je nachdem wo mehr Platz ist.
Dann einfach ein paar Leckerlies geben und zwar so, dass sich die Frieda dabei auch ein bisschen bewegen muss. Nach ein paar Minuten darf die Frieda dann schmatzend zurück in ihr Schweineheim.
Und was soll das ganze jetzt bringen?
Schauen Sie sich mal ihren PET-Pullover an! Sie haben soeben eine perfekte Basis für das Haar in der Suppe geschaffen! Zuhause können Sie den Pullover einfach über dem Suppenteller abbürsten und schon sehen Sie durch die klare Brühe keinen Tellerboden mehr!
Und beim Luxus-Date? Schreien Sie laut „DAAAA! Ein UFO!“ Und zeigen Sie dabei in eine beliebige Richtung. Ein Großteil der Restaurant-Insassen wird in die gezeigte Richtung blicken (außer evtl. anwesende Meerschweinchen, die die Zeige-Geste nicht kapieren und die Leute, die SIE entgeistert anstarren). Nutzen Sie diesen kurzen Moment, um Ihren Frieda-Haar-Fleece-Pullover über der Vorspeisensuppe auszubürsten und schon gibt es einen Grund, wutentbrannt das Restaurant zu verlassen und die Speisen nicht bezahlen zu müssen.
Gehen Sie statt dessen lieber nach Hause, holen Sie ihr Schulkochbuch heraus und köcheln Sie dem Traumpartner eine Dose Ravioli und genießen Sie diese bei romantischem Teelichtschein. Ist viel billiger...
Und wenn der Datepartner gar nicht zu dem „UFO“ schaut? Kein Problem. Wiederholen Sie diese Vorführung beliebig oft. Selbst wenn es bei mehreren Versuchen nicht klappen sollte, werden Sie nur vom Restaurantbesitzer hinausgeworfen und müssen trotzdem nicht bezahlen!
Und was soll man jetzt dem Dummschwätzer auf der Party entgegnen?
Mitlachen ist oft die beste Methode. Und gesund ist es obendrein!
Wir hoffen, Sie sind auf den Geschmack gekommen.
Weitere Rezepte nehmen wir natürlich gerne entgegen. Oder haben Sie eines der unseren ausprobiert? Über einen kleinen Kommentar im Logbuch freuen wir uns immer!
Andere Rezept-Ideen für Meerschweinchen?