Reinigung von Großgehegen
Immer noch ist die Angst vor Meerschweinchengroßgehegen weit verbreitet: Dauert die Reinigung nicht stundenlang? Fallen bei der Reinigung nicht Tonnen von Müll an? Muss ich zur Reinigung nicht die gesamte Wohnung in eine Baustelle verwandeln? Diese Sorgen sind unbegründet!
Rückenfreundliche Gehegeplanung
Bereits bei der Planung eines Meerschweinchengeheges sollte neben der Wohnqualität immer auch der Reinigungskomfort bedacht werden. Je verwinkelter der Eigenbau, je höher die Wände und je ungünstiger die Höhe der Grundfläche, um so mehr Arbeit macht auch die Reinigung. Ecken und Kanten verschmutzen besonders schnell. Große Flächen sind dagegen mit einer Schaufel schnell leergeschaufelt und mit einem normalen Besen (idealerweise Gummibesen) ruckzuck ausgefegt. Daher sind große Flächen – entgegen mancher Erwartung – einfacher und schneller zu reinigen als kleine verwinkelte Flächen. Somit können große Gehege meist sogar schneller gereinigt werden, als kleine Gehege oder Gitterkäfige, die heutzutage eh kein Meerschweinchen mehr bewohnen will.
Hohe Wände (insbesondere die Fronten) versperren dem Reinigungspersonal den Weg. Entweder muss man in das Gehege hineinsteigen, um die Lauffläche überhaupt reinigen zu können (stressig für Reinigungspersonal und Gehegebewohner) oder man beugt sich unbequem über Holzkanten und klemmt sich Nerven ab, die man aber für spätere Bewegungen noch brauchen könnte. Ideal ist es, wenn die Oberkante der Gehegewände maximal auf Höhe des Hüftknochens (des Reinigungspersonals – nicht der Bewohner!) ist, sodass sich Personen mit normaler Hüftbeweglichkeit entspannt darüber beugen können, um ohne bleibende Gelenkschäden auch langfristig der Gehegereinigung mit Freude nachgehen zu können.
Reinigung ohne Umsiedlungsstress der Bewohner
Bei großen Gehegeflächen kann die Reinigung etappenweise erledigt werden, ohne dass die Schweine ihre gewohnte Umgebung verlassen müssen. Während die Reinigung in der einen Gehegeecke begonnen wird, können sich die pelzigen Herrschaften in anderen Gehegebereichen vergnügen. Es ist also nicht nötig, die Meerschweinchen für die Reinigung in provisorische Gehege, die Badewanne, ausrangierte Schuhkartons oder ähnliches umzusiedeln. Die vorsichtigeren Vertreter können in den vertrauten Hütten Schutz suchen. Die mutigeren können bei der Reinigung zusehen, helfend zur Hand gehen, gute Ratschläge erteilen, zwischen Besen und Kehrblech herumturnen oder dem Reinigungspersonal einfach nur auf die Nerven gehen.
Dafür kann man sich den Stress ersparen, die Schweine einzufangen und im Anschluss an die Reinigung des Schweinegeheges auch noch die provisorische Wartezone der Schweine zu säubern.
Natürlich können auch alle Einrichtungsgegenstände während der Reinigung im Gehege bleiben, wenn sie einfach ein bisschen umgesetzt werden, jeweils in die Bereiche, die noch zu reinigen sind, oder bereits fertig gesäubert sind. Somit krümelt man nicht die ganze Bude voll, wie es bei kleinen Gehegen oder Gitterkäfigen der Fall ist, wenn zur Reinigung alle Einrichtungsgegenstände herausgenommen werden müssen.
Häufigkeit der Reinigung
Wie häufig ein Gehege gereinigt werden muss, hängt zum einen von der Besiedlungsdichte ab (Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang vom MpQ = Meerschweinchen pro Quadratmeter), zum anderen entscheidet auch die Entwicklungsgeschwindigkeit von Stinkbakterien über die Reinigungsfrequenz.
Wenn Meerschweinchen auf einer kleinen Fläche leben, ist diese schnell verschmutzt. Bei zwei Meerschweinchen mit normaler Verdauung ist eine Fläche von einem Quadratmeter schnell so stark verschmutzt, dass alles nass und mit Schweinebohnen übersäht ist. Nach etwa zwei bis drei Tagen ist eine Komplettreinigung notwendig, damit die Schweinchen noch trockene Stellen zum Liegen finden und nicht ständig in Bohnen hineintreten.
Ist die Wohnfläche größer, kann die Reinigung auch seltener durchgeführt werden. Allerdings bestimmt nicht allein die zur Verfügung stehende Fläche die Häufigkeit der Reinigungsintervalle, sondern auch die Geruchs- bzw. Bakterienentwicklung im Gehege.
Wenn Meerschweinchen ihre Hinterlassenschaften im Einstreu hinterlassen oder Heu mit Pipi befeuchten oder kleine Gemüsereste in dunklen Ecken verscharren, bilden sich Bakterien, die sich über all dies hermachen. Nach etwa einer Woche machen sich die Bakterien (insbesondere die, die das pipifeuchte Heu verdauen) durch einen typischen Geruch (ähnlich einem Bahnhofsklo) bemerkbar. Spätestens dann sollten die Verursacher dieses Geruchs entfernt werden und trockenes Einstreu ausgelegt werden.
Müllvolumen
Gehege mit geringer Wohndichte (ein Quadratmeter oder mehr Fläche pro Schwein) haben den Vorteil, dass nicht jede Woche eine Komplettreinigung notwendig ist. Meerschweinchen haben Vorlieben für ihre Bohnenablage und verdauen am liebsten an gemütlichen Orten. So sind insbesondere die Heutankstellen sowie die Unterstände und Häuschen verschmutzt.
Bei großen Gehegen genügen in der Regel wöchentliche Teilreinigungen, bei denen nur die beliebten bzw. stark frequentierten – oder um es mit weniger beschönigenden Worten beim Namen zu nennen: vollgekackten – Stellen gereinigt werden.
Große Teile des Einstreus sind noch sauber und trocken und können bei einer Teilreinigung an die beliebten Verdauungsstellen verschoben werden. Die ohnehin sauberen Flächen werden dann mit frischem Bodenbelag eingestreut. Auf diese Weise „rotiert“ das Einstreu im Gehege von den sauberen Stellen zu den Lieblingsverdauungsplätzen, um dann in der Folgewoche entsorgt zu werden. Somit gibt es keine Stellen im Gehege, an denen uraltes Einstreu liegt.
Komplettreinigungen sind nur selten nötig, wenn beispielsweise krankheitsbedingt mal eine Desinfektion notwendig ist.
Mit der Methode der „Teilreinigung mit rotierendem Einstreu“ fallen im Schweineheim 3.0 der Öttis bei einer Wohnfläche von gut 5 Quadratmetern wöchentlich ein halber bis knapp ein 120 l – Sack Einstreu an.
Bei einer großen Gehegefläche wird natürlich ein bisschen mehr Einstreu benötigt, als bei einem kleinen Gitterkäfig. Allerdings wird wegen der Möglichkeit zur Teilreinigung trotz 10-facher Wohnfläche nicht mal ansatzweise das 10-fache an Einstreu benötigt. Der Einstreu-pro-Quadratmeter-Index (EpQI) ist somit für Großgehege deutlich günstiger.
Reinigungshilfen
Auch wenn die Reinigung eines Großgeheges gar nicht mehr Arbeit bedeutet, ist natürlich alles ein bisschen größer als bei einer Reinigung eines kleinen Gitterkäfigs. Anstatt eines Haushaltsmüllbeutelchens verwendet man besser reißfeste Schwerlastsäcke von mindestens 120 l. Diese sind zwar etwas teurer, ermöglichen es aber dafür, dass man das Alt-Einstreu sehr stark zusammenpressen und somit das Müllvolumen deutlich verringern kann. Außerdem kann man diese festen Kunststoffsäcke problemlos 20 mal oder öfter benutzen, sodass man mit einer Rolle ewig auskommt. Damit die Säcke beim Zusammenpressen unversehrt bleiben (und das Reinigungspersonal beim Zusammenpressen der Säcke nicht in den Po gepiekst wird), sollten spitze Knabberäste vorher aus dem Einstreu entfernt werden.
Anstelle kleiner Kotschäufelchen, wie sie im Tierhandel angeboten werden, kann bei der Reinigung ein ganz normales Kehrset zum Einsatz kommen, mit dem auch 120 Liter Einstreu schnell weggeschaufelt sind.
Der Einkauf von Einstreu empfiehlt sich in Großgebinden. Zum einen sind Pferdespäne in Großballen meist weniger staubig als das Krömmelzeugs in kleinen Tierhandlungspaketen. Zum anderen reicht ein einzelner Ballen eine ganze Weile und man muss nicht 250 kleine Tütchen durch die Gegend tragen.
Für die krümelfreie Aufbewahrung der Einstreuballen eignet sich eine Kunststoffbox für Gartenmöbelauflagen.
Diese Gartenmöbelauflageneinstreubox kann sogar unter die Schweinewohnlandschaft integriert werden und somit großes Lagervolumen ohne Stellplatzverlust in der Wohnung bieten. Außerdem hat man so Einstreu flott zur Hand und erspart sich nervige Transportwege, bei der auch noch die gesamte Wohnung eingekrümelt wird.
Ergänzung im Mai 2020:
Vorratshäufchen für die schnelle Zwischenreinigung
Da die Öttis mit großem Eifer ihr Schweineheim vollwutzen, ist eine wöchentliche Reinigung nicht ganz ausreichend. In den besonders beliebten Hütten und rund um die Heutankstellen ist der Untergrund schon nach drei bis vier Tagen so feucht, dass ein Austausch notwendig ist. Damit diese Zwischenreinigung möglichst schnell über die Bühne geht und damit nicht morgens um 6:15 Uhr schon die schwere Einstreukiste unter dem Schweineheim hervorgezogen und anschließend das ganze Schweinezimmer gefegt werden muss, haben die Öttis sich einen kleine Trick ausgedacht.
Bei der großen Reinigung werden an einigen Stellen (insbesondere in den Ecken vom Schweineheim) noch zusätzliche gepresste Einstreuklötze abgelegt. Diese Haufen stören die Öttis überhaupt nicht. Manchmal werden sie interessiert beschnuppert oder auch mal beklettert, meistens aber einfach ignoriert. Wenn dann das Zweibein vor der Arbeit noch kurz per Nasentest feststellt, dass eine flotte Zwischenreinigung notwendig ist, dann können kurzerhand die nassen Stellen mit einer Schaufel entfernt werden und die gelagerten Einstreuhäufchen füllen den Untergrund ruckzuck wieder auf. Ohne Schleppen, ohne Herumkrümeln, ohne Fegen. So hat es das Zweibein etwas leichter und die Öttis einen etwas höheren Wohnkomfort.
Wiederverwertung von Altheu
Bei der Schweineheimreinigung fällt eine ganze Menge Müll an. Mit der Methode der rotierenden Einstreu (siehe oben) können die Öttis ihre gesamte Einstreu zweimal benutzen und vermeiden eine Menge Müll. Trotzdem fällt auch beim Heu eine Menge Abfall an. Die Öttis durchwühlen frisches Heu gründlich, suchen alle schmackhaften Halme heraus und lassen den Rest zurückgehen. Bzw. der Rest bleibt einfach ungenutzt liegen. Entweder in den Heuraufen, oder rundherum auf dem Boden.
Dieses Heu verwenden die Öttis bei der Reinigungsaktion regelmäßig, um ihre Hütten bequem auszupolstern. Zum einen ist Heu einfach weicher und bequemer als Holzflockeneinstreu, zu anderen duftet es beruhigend und erhöht die Aufenthaltsqualität in den Behausungen und gelegentlich findet sich bei genauerer Betrachtung doch noch ein leckerer Halm, der weggeknuspert werden kann.
Entweder wird in den Hütten eine dicke Heumatte ausgelegt, oder einzelne Hütten werden mit dem Heu proppenvoll gestopft. Auch wenn man ganz sicher ist, dass so viel Heu in der Hütte ist, dass garantiert kein Schwein mehr hineinpasst, wird sich innerhalb kurzer Zeit doch ein Schwein hineinwurschteln - natürlich begleitet von lautem Geuige und Gequieke und ordentlichem Geraschel.
Oft schwankt die Hütte hin und her, von innen ertönen geschäftige Schweinelaute und irgendwann kommt ein völlig heuverstrubseltes aber sehr zufrieden dreinschauendes Schweinchen wieder heraus.
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