Grundstein
November 2018
Pfotenschutz
Wenn ein Meerschweinchen krank wird, ist es meist schon schwierig genug, die eigentliche Erkrankung zu behandeln. Leider verhalten sich Meerschweinchen dann aber nicht gerade gesundheitsförderlich, sondern so, dass es oft noch zu Folgeproblemen kommt. Als hätte man nicht schon genügend Sorgen…
Problemzone Pfotenballen
Ein häufiges Problem bei kranken Meerschweinchen sind die empfindlichen Pfotenballen. Ist ein Meerschweinchen krank, so sitzt es oft viel mehr auf einer Stelle herum als sonst. Häufig fallen Gesundheitsprobleme bei Meerschweinchen auch erst dann auf, wenn es viel herumsitzt bzw. sich in eine dunkle Ecke zurückzieht und sich deutlich weniger als sonst bewegt. Für die kleinen Pfötchen ist dieses Herumsitzen eine starke Belastung, die oft zu Ballenproblemen führt.
Durch den dauerhaften Druck zeigt sich häufig schon nach zwei Tagen Herumsitzen eine Rötung der Ballenhaut. Sitzt das Schweinchen dann weiterhin auf einer Stelle herum, kommt es schnell auch noch zu einer Schwellung des gesamten Ballens und auch die dünne Ballenhaut entzündet sich oder entwickelt offene Druckstellen. Wenn der Untergrund feucht oder schmutzig ist, geht diese Entwicklung noch schneller.
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Flummi:
„Was sitzt du dann hier noch rum? Los! Schaufel mal Schweinescheiße weg!“
Meist sind Schmerzen die Ursache für das viele Sitzen. Dabei ist es egal, ob sich das Schweinchen wegen Bauchschmerzen oder einer verstauchten Pfote oder wegen Arthrose weniger bewegt. Der dauerhafte Druck führt immer zu denselben Ballenproblemen.
Sind die Ballen dann erst mal heiß, geschwollen oder sogar offen oder entzündet, wird sich das Schweinchen natürlich erst recht nicht mehr von der Stelle bewegen, denn Ballenverletzungen sind schmerzhaft. Das Schwein fühlt sich noch schlechter als ohnehin schon und offene Wunden an den Pfötchen können Eintrittsstellen für üble Infektionen sein. Die Chancen, die ursprüngliche Erkrankung des Schweinchens erfolgreich zu behandeln, sinken damit rapide.
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Ilani:
„Guck mal, was ich für eine toll gemusterte Fußsohle habe!“
Ballenproblemen vorbeugen
Bewegung durch Schmerzfreiheit
Damit Ballenprobleme gar nicht erst entstehen, ist es wichtig, das Schweinchen in Bewegung zu halten. Hat das Tier Schmerzen – z.B. nach einer Operation oder wegen altersbedingter Arthrose – so ist eine ausreichende Versorgung mit Schmerzmitteln wichtig. Nur wenn die Dosis an Schmerzmittel hoch genug ist, läuft das Schwein auch herum und verhindert so am effektivsten Ballenprobleme.
Krallenpflege
Auch das regelmäßige Kürzen der Krallen ist wichtig, um Ballenprobleme zu vermeiden. Nur mit passend gekürzten Krallen werden die Pfoten richtig aufgesetzt und gleichmäßig belastet. Zu lange Krallen können sogar bei ansonsten gesunden Meerschweinchen zu Fehlbelastungen und Ballenproblemen führen.
Idealgewicht
Grundsätzlich kann auch Übergewicht zu Ballenproblemen bei Meerschweinchen führen, da der Druck auf den Pfoten größer ist, als von Mutter Natur vorgesehen. In diesem Fall hilft nur eine langfristige Ernährungsumstellung, um das Schweinegewicht langsam auf Normalniveau zu bringen.
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Aurin:
„Das ist doch echt eine Unverschämtheit. Warum werde ICH hier beim Thema Übergewicht gezeigt?“
Hat man den Verdacht, dass die Pfötchen eines Schweinchens gefährdet sind – aus welchem Grund auch immer – oder bemerkt man bei einem Schweinchen sogar schon erste Ballenprobleme (Rötung der Haut, höhere Temperatur der Pfötchen), dann ist die effektivste Methode, den Untergrund möglichst pfotenschonend zu gestalten.
Pfotenschonender Untergrund
Um die Pfotenballen zu schonen, ist es zum einen wichtig, dass der Laufuntergrund keine scharfen Kanten oder stechende Spitzen enthält. Beides könnte die dünne Pfotenhaut verletzen. Besonders grobe Holzflockeneinstreu (die ansonsten wegen der viel geringeren Staubentwicklung super ist) kann recht harte oder scharfe Kanten enthalten. Auch harte Einstreusorten wie Maiseinstreu oder stark stechendes Heu mit spitzen Halmen können für bereits vorbelastete Pfotenhaut zum Problem werden. Am besten sind weiche, wollige, wattige Untergründe geeignet, die zart zur Haut sind. Wer sich unsicher ist, kann probeweise seine Wange mal hineindrücken. Ist dies schmerzfrei möglich, dürfte die Einstreu auch für Ballenproblempatienten geeignet sein.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Druckentlastung. Je stärker ein Untergrund federt, um so besser wird der auf der Pfote lastende Druck verteilt. Muffin hat zum Beispiel nach ihrer OP die Erfahrung gemacht, dass Fleece zwar schön hygienisch und oberflächlich weich ist, allerdings sind auch mehrere Lagen Stoff nur wenig federnd, sodass sich schon nach ein paar Tagen die Pfotenballen deutlich röteten. Die Federung war einfach zu schwach. Die Öttis haben bei Ballenproblemen im Krankheitsfall die besten Erfahrungen mit einem dreischichtigen Einstreuaufbau gemacht.
Super-Federung
Die unterste Schicht ist ein gut saugendes Material. Dies können Einstreupellets sein, sofern kein Bewohner dazu neigt, diese aufzufuttern. Bei den Öttis kommt feine Holzflockeneinstreu zum Einsatz. Diese Schicht wird benötigt, um Feuchtigkeit aufzusaugen und die Oberfläche somit möglichst trocken zu halten.
Darüber kommt dann die grobe Holzflockeneinstreu.
Die Holzflockeneinstreu, die recht harte Kanten haben kann, wird abgedeckt mit einer Schicht Stroh. Dies bringt Volumen und sorgt für die Superfederung und Druckentlastung. Grobes Stroh aus dem Ballen vom Bauern (nicht Pfotenballen…) bringt wegen der langen, dicken Halme besonders viel Volumen, allerdings ist es auch etwas härter als die meist feiner geschnipselten Strohsorten aus dem Zoohandel. Letztlich funktioniert beides, nur das Bauernstroh ist wesentlich günstiger und viel sparsamer im Verbrauch als das Tütenstroh.
Ganz obendrauf kommt eine Schicht Heu, um die Oberfläche, die die Pfoten berühren, möglichst weich zu polstern. Dafür ist im Grunde jede Heusorte geeignet. Die Öttis haben immer ihr langhalmiges Bauernheu verwendet, aber ausnahmsweise ist in diesem Fall das feine Tütenheu aus dem Zooladen sogar etwas besser geeignet, da es ja nicht um den Geschmack, sondern um die Weichheit geht.
Wer ein bisschen sparen möchte, kann dafür auch das liegengelassene Heu vom Vortag verwenden. Wichtig ist nur, dass es trocken und weich ist!
Vor allem die oberste Schicht wird bei Schweinchen mit Ballenproblemen in der Akutphase am besten täglich gewechselt, um die Pfötchen möglichst trocken und sauber zu halten. Auch die saugende Unterschicht muss an den viel genutzten Liegestellen meist nach zwei Tagen gewechselt werden.
Bei Meerschweinchen, deren Ballen bereits stark verletzt sind, ist es vermutlich notwendig, das gesamte Gehege mit ballenschonendem Untergrund auszustatten. Handelt es sich nur um leicht bis mittelschwere Ballenprobleme, reicht es häufig schon, nur die Liegestellen und evtl. die meistgenutzten Laufwege dazwischen mit dem dreischichtigen Einstreuuntergrund auszustatten. Schließlich fällt bei dieser Art Untergrund ein viel größeres Abfallvolumen an als gewöhnlich.
Medikamentöse Versorgung
Um Meerschweinchen mit Ballenproblemen möglichst bald wieder auf die Beine zu bekommen, ist es wichtig, sie mit Schmerzmittel möglichst schmerzfrei zu halten. Je mehr sich das Schweinchen aus eigenem Antrieb wieder bewegt, um so besser ist dies für die Pfotenballen.
Darüber hinaus haben die Öttipfoten gute Erfahrung mit einer zweimal täglich aufgetragenen Honigsalbe gemacht, die die gereizte Pfotenhaut pflegt und beruhigt. Dies hilft allerdings nur bei leicht geschwollenen Ballen oder geröteter Ballenhaut. Wenn die Ballenhaut aber Verletzungen oder offene Stellen aufweist, ist unbedingt ein Besuch beim Tierarzt fällig, der die Wunde säubern und mit Verbänden versorgen kann und ggf. Medikamente zur Vermeidung von Infektionen geben kann.
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Flummi:
„Ich hatte auch schon mal Honigfüße. Riecht lecker, aber schmeckt ekelig.“
Eine Fußnote ohne Klang